Follow my blog with Bloglovin

Röcke in der Kunst

In einer Serie stellen wir im sisterMAG eine Auswahl von mehr oder weniger bekannten Kunstwerken und Künstler*innen vor. Ein Kleidungsstück steht dabei jeweils im Mittelpunkt und gibt den roten Faden vor. In dieser Ausgabe dreht sich alles um Röcke in der Kunst. Lest hier den Artikel von unserer Team-Kunsthistorikerin Caro.

Lust auf noch mehr Kleidungsstücke in der Kunst? Angefangen hat die Serie mit Hosen in der Kunst, weiter ging es mit der Modefotografie und dem Kleid, gefolgt von Blusen in der Kunst.

Eine Bezeichnung, viele Formen

Röcke in der Kunst

In einer Serie stellen wir euch im sisterMAG eine Auswahl von mehr oder weniger bekannten Kunstwerken und Künstler*innen vor. Ein Kleidungsstück steht dabei jeweils im Mittelpunkt und gibt thematisch den roten Faden vor. In dieser Ausgabe dreht sich alles um den Rock.

Ob kurz oder lang, ob enganliegend oder voller Volumen aufgebauscht, ob schlicht einfarbig, schillernd mit Pailletten besetzt oder mit Mustern versehen – den Ausdrucksformen des Rocks sind keine Grenzen gesetzt. Werfen wir in dieser Ausgabe einen Blick auf Röcke in der Kunstgeschichte und auf die verschiedenen Formen, die ein Rock annehmen kann. Denn was wir gelernt haben: Ein Rock ist nicht gleich ein Rock.

Unbekannt

Beginnen wir mit einem Hingucker aus dem Iran, der eine ungefähre Vorstellung der Hofkleidung zur Zeit der Qajar-Dynastie in Persien vermittelt. Entstanden ist das Gemälde etwa in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Unterbekleidung der dargestellten Frau wäre nach heutigem Verständnis vermutlich eher den Hosen zuzuordnen, jedoch ist sie so weit geschnitten, dass sie den Anschein eines luftig fallenden Rocks hat. Der Stoff ist mit einem großen und sich wiederholenden Muster gewebt. Ihre Hände in eleganter Pose erstreckt, hält sie rechts eine Rose und links ein Sorbet. Neben den detailreichen Mustern der Kleidung fallen besonders die feinen Pinselstriche des transparenten Schals und Glases ins Auge.

Edgar Degas

Die »Vierzehnjährige Tänzerin« von Edgar Degas (1834-1917) wurde 1881 auf der sechsten Impressionisten-Ausstellung ausgestellt und sorgte für einen Schockmoment unter den Kunstinteressierten, denn sie entsprach nicht den bisher üblichen Sehgewohnheiten im Bereich der Bildhauerkunst des 19. Jahrhunderts. Und auch für Degas war es eher untypisch, bildhauerisch tätig zu werden, denn er war in erster Linie Maler. Nach seinem Tod fand man jedoch mehr als 150 Plastiken in seinem Atelier. Für seine Plastiken verwendete er unterschiedliche Materialien, wie Wachs, Ton und Textilien. Die mannigfaltige Farbigkeit, die daraus entstanden ist, war der Bildhauerei bis dato noch fremd. Die Tänzerin aus Wachs wurde von Degas mit einem echten Rock und Tanzschuhen aus Stoff ausgestattet, einem Mieder aus Leinen, einem Satin-Haarband und Rosshaaren.

Adolf Erbslöh

Etwas freizügiger wird es in diesen Gemälden von Adolf Erbslöh (1881-1947). »Mädchen mit rotem Rock« (1910, links) und »Der rote Rock« (1910, rechts) zeigen in expressionistischer Manier je eine Frau im Halbakt mit entblößter Brust und rotem, langem Rock. In beiden Gemälde-Betitelungen präsent, nimmt der Rock im linken Werk doch etwas mehr Raum ein als auf dem rechten. Insgesamt bestechen beide Werke aber durch ihre leuchtende Farbkraft. Dass alle Bildelemente vom Künstler schwarz umrandet wurden, verstärkt den Kontrast zum Hintergrund. Da beide Bilder 1910 entstanden sind und ein ähnliches Bildthema darstellen, könnte man vermuten, dass es sich vielleicht um dieselbe Frau handelt. Betrachtet man die Bilder genau, so könnten theoretisch beide den jeweils zeitlich vorherigen oder auch späteren Moment darstellen: Links kurz vor dem Ausziehen, um z.B. in bequemere Kleidung zu schlüpfen oder aber kurz vor dem fertig Einkleiden, um sogleich das Haus zu verlassen, rechts fast gänzlich ausgezogen, um zu Bett zu gehen oder aber noch gerade im Begriff, sich vollständig einzukleiden.

Egon Schiele

Das künstlerische Werk des Österreichischen Malers Egon Schiele (1890-1918) bietet für Kleidungsstücke in der Kunst eine große Auswahl. Bei der »Rückenansicht eines Mädchens im blauen Rock« (1913) möchte man aus heutiger Sicht meinen, es würde sich eher um ein knielanges, weitgeschnittenes Kleid handeln, das auf der Rückseite verschlossen wird. Schaut man sich jedoch die Geschichte und Entwicklung des Rocks genauer an, so wird klar, dass der Rock über die Jahrhunderte je nach Region und Land verschiedenste Formen angenehmen konnte. Wenn ihr z.B. in der Suchmaschine eurer Wahl nach dem Werk »Knabe mit langem Rock« (1910) von Schiele sucht, werdet ihr auch nicht das finden, was wir heute mit einem »klassischen Rock« assoziieren.

Cindy Sherman

Die US-amerikanische Fotografin Cindy Sherman (*1954) stellt sich in ihren Arbeiten immer wieder den Fragen der Identität, Rollenbildern, Sexualität und Körperlichkeit. Für eine Serie, die für das POP-Magazin entstanden ist und 2019 in der National Portrait Gallery in London ausgestellt wurde, arbeite die Künstlerin mit dem großen Modehaus Chanel zusammen. Entstanden sind Fotos mit einer merkwürdigen Ästhetik: Gelangweilte Gesichter, unbeholfene Körperhaltungen und Haute Couture vor beeindruckenden Landschaftsszenerien. Sherman nutzt diese Bildsprache, um unsere Erwartungen an den immer perfekt anmutenden Glamour der High-Fashion-Magazine dieser Welt in Frage zu stellen. Sherman fotografierte sich für die Serie selbst vor einem Greenscreen und überlagerte die Figuren anschließend digital mit Landschaftsbildern, die sie auf der Insel Capri und während des Ausbruchs des Vulkans Eyjafjallajökull 2010 in Island aufnahm. In »Untitled #540« steht sie steif da und trägt eine Perücke, kombiniert mit einer Lederjacke und einem Taftrock – beides entworfen von Karl Lagerfeld.

»Ich habe die Stücke bewusst so ausgewählt, dass man sie nicht als »Mode« lesen konnte. Ich suchte nach Dingen, die eine andere Art von Qualität haben.« – Cindy Sherman

Ihr kennt noch mehr Kunstwerke mit ausgefallenen oder humorvollen Röcken? Lasst es uns gerne wissen! Teilt sie mit uns auf Social Media oder schickt gerne eine Nachricht an carolin@sister-mag.com. Wir freuen uns auf eure Vorschläge!

Lust auf noch mehr Kleidungsstücke in der Kunst? Angefangen hat die Serie mit Hosen in der Kunst, weiter ging es mit der Modefotografie und dem Kleid, gefolgt von Blusen in der Kunst.