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Hosen in der Kunst

In einer besonderen Serie stellen wir euch in 2020 in jeder sisterMAG Ausgabe eine Auswahl von mehr oder weniger bekannten Kunstwerken und Künstler*innen vor. Ein Kleidungsstück steht dabei jeweils im Mittelpunkt und gibt den roten Faden vor. In unserer zweiten Ausgabe im neuen Jahr dreht sich alles um Hosen. Lest hier den Artikel über Hosen in der Kunst von unserer Team-Kunsthistorikerin Caro.

Wer hat denn hier die Hosen an?

Hosen in der Kunst

In einer neuen Serie stellen wir euch in 2020 in jeder sisterMAG Ausgabe eine Auswahl von mehr oder weniger bekannten Kunstwerken und ihren Künstler*innen vor. Ein Kleidungsstück steht dabei jeweils im Mittelpunkt und gibt den roten Faden vor. In unserer zweiten Ausgabe 2020 dreht sich alles um Hosen.

Reithosen, Marlene Hosen, Cordhosen, die beliebte Jeans, Strumpfhosen oder Culottes… Es gibt sie in abertausenden Varianten und Ausführungen. Doch in welchen Kunstwerken lassen sich interessante Hosenmodelle finden und wer trägt sie eigentlich? Eines ist sicher: Auch die Kunstgeschichte hat da einiges (Humorvolles) zu bieten! Hier ein kleiner Überblick.

Mary Cassatt (1844 – 1926)

Die US-amerikanische Malerin Mary Cassatt, die ihr Leben gegen den Wunsch ihres Vaters der Kunst verschrieb und dem Impressionismus in Amerika zu großer Popularität verhalf, hat in diesem Kunstwerk ihren Neffen Eddy mit einem Hund portraitiert. Gänzlich gekleidet in einem tiefroten Ensemble, trägt er eine knielange Hose, die mit Rüschen aus weißer Spitze besetzt ist. Heute vielleicht nicht mehr unbedingt modern, galt dieses Outfit sicher zur damaligen Zeit als totschick (auch wenn der Gesichtsausdruck des Jungen auf den ersten Blick vielleicht etwas anderes vermuten lässt).

Henri Toulouse-Lautrec (1864 – 1901)

Henri Toulouse-Lautrec, der vor allem für seine Plakatentwürfe für das Pariser Varieté Moulin Rouge bekannt wurde und damit das Bild der legendären »Belle Époque« festhielt, portraitierte auf der anderen Seite aber auch gerne einzelne Personen fernab vom Gemenge. So z.B. diese Ballerina, die ihr Tutu unter dem Kinn festgeklemmt hat, um ihre rosa Strumpfhose in die richtige Position zu bringen. Alle, die häufiger mal Strumpfhosen tragen (mich eingeschlossen), werden dieses Gefühl wohl sehr gut nachempfinden können…

Egon Schiele (1890 – 1918)

Der österreichische Maler Egon Schiele, der zu den bedeutendsten Vertretern der »Wiener Moderne« gehört, zeigt hier eine unbekannte Dame in feuerrotem Gewand, die gerade dabei ist, sich eine Hose über die Beine zu ziehen – ein unverzichtbarer Akt vor dem Tragen einer Hose. Außerdem gestalterisch markant an dieser Zeichnung: Alle Farbflächen werden durch Schiele mit einer klaren Kontur begrenzt und so fest in der Gesamtfläche des Bildes verankert.

Ernst Ludwig Kirchner (1880 – 1938)

Sehr effektvoll sind in dem expressionistischen Werk des deutschen Künsters Ernst Ludwig Kirchner die farbigen, wenig detailliert ausgearbeiten, Hosenmodelle der zwei Brüder, die sich wie Wanderer in einer Berglandschaft bewegen. Bei einer Wanderung kommt es vor allem darauf an, dass die Kleidung bequem und funktional ist. Hoffen wir mal, dass dies bei den Modellen der zwei Herrschaften hier zutreffend war.

David Hockney (*1937)

Er ist ein Pionier der britischen »Pop Art« und einer der teuersten lebenden Künstler der Welt. Bis 2019 sogar DER Teuerste, denn sein Werk »Portrait of an Artist (Pool with Two Figures)« wurde für sagenhafte 90,3 Millionen US-Dollar durch das Auktionshaus Christie’s versteigert. In dem Kunstwerk hier wird Hockneys enger Freund Maurice Payne dargestellt, den der Künstler häufig als Bildthema wählte. Payne hat in einer lässigen Blue Jeans, die wir wohl alle im Kleiderschrank haben, auf einem Hocker Platz genommen und blickt direkt in Richtung der Betrachter*innen. Hockneys Interesse an Einzelportraits zieht sich durch sein Oeuvre: Seine Serie »82 Portraits and 1 Still-life« beispielsweise, die auch eine Ausstellung kreierte, zeigt ähnliche Szenerien wie die hier dargestellte.

Erwin Wurm (*1954)

Last but not least soll dieses ausgefallene Hosenmodell nicht unbeachtet bleiben!
Die Acryl-Figur »Telekinetischer Masturbator« des österreichischen Konzept-Künstlers Erwin Wurm zeigt einen armlosen Mann mit einer sehr eng anliegenden, silber glänzenden Hose, die nicht nicht auffallen kann. In der Öffentlichkeit definitiv ein mutiges Stück!
Wurms Skulpturen haben unverkennbar einen hohen humoristischen Anteil, hier wirft vor allem der Titel einige Rätsel auf. In den meisten Fällen beziehen sich seine Arbeiten auf den Kunstbetrieb und die Zweifelhaftigkeit, die er hin und wieder mit sich bringt.

Diese Ansammlung von Kunstwerken mit verschiedenen Typen von Hosen ließe sich noch unendlich weiter spinnen… Begebt euch doch auch mal auf die Suche und haltet die Augen offen, bestimmt findet auch ihr bald ein Kunstwerk mit verrückter Hose!