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Modefotografie und das Kleid

In einer Serie stellen wir euch in 2020 in jeder sisterMAG Ausgabe eine Auswahl von mehr oder weniger bekannten Kunstwerken und Künstler*innen vor. Ein Kleidungsstück steht dabei jeweils im Mittelpunkt und gibt den roten Faden vor. In dieser Ausgabe dreht sich alles um Kleider in der Modefotografie. Lest hier den Artikel von unserer Team-Kunsthistorikerin Caro.

Modefotografie und das Kleid

Kleider in der Fotokunst

2020 stellen wir euch in jeder sisterMAG Ausgabe eine Auswahl von mehr oder weniger bekannten Kunstwerken und ihre Künstler*innen vor. Dabei steht ein Kleidungsstück jeweils im Mittelpunkt und gibt den roten Faden vor. In dieser Ausgabe dreht sich alles um das Kleid.

Der Schwerpunkt: die Modefotografie.

Für die Anerkennung als eigenständige Kunstform musste diese Disziplin lange kämpfen, denn ihr haftete das Image der rein kommerziellen Intention an, die Kreativität sei stets an den Auftrag gebunden. Mittlerweile ist das Genre aber ein fester Bestandteil der Kunstwelt und hat Einzug gefunden in zahlreiche Ausstellungen und Museen. Die Auswahl an bedeutenden Vertreter*innen ist groß – hier könnt ihr 6 davon kennenlernen…

Alfred Stieglitz (1864 – 1946)

Man könnte den US-amerikanischen Fotografen und Galeristen Alfred Stieglitz als einen Vorläufer der Modefotografie bezeichnen. Gemeinsam mit dem Kollegen Edward Steichen, der ebenfalls als Fotograf tätig war, führte er die avantgardistische »Galerie 291« in New York und war außerdem Herausgeber der Zeitschrift »Camera Work«. Er hatte maßgeblichen Einfluss auf die Verbreitung der europäischen Avantgarde in Amerika. Auf der Fotografie von 1907 ist Stieglitz’ jüngere Schwester Selma Schubart zu sehen. Sie trägt ein extravagantes Kleid des Modeschöpfers Mariano Fortuny, das sich farblich auffällig harmonisch in die Umgebung einfügt. Hergestellt wurde das farbige Bild mithilfe des Autochromverfahrens, das 1903 von Auguste und Louis Lumière erfunden wurde.

Richard Avedon (1923 – 2004)

In der Modefotografie kommt man an ihm definitiv nicht vorbei: Richard Avedon. Der US-Amerikaner war Cheffotograf bei Harper’s Bazaar und fotografierte für The New Yorker.  Zahlreiche Vogue-Cover sind unter seiner kreativen Leitung entstanden. Größen wie Marilyn Monroe, The Beatles, Charlie Chaplin oder Brigitte Bardot standen vor seiner Linse. Seine Bilder bestechen durch ihre Dramatik und Dynamik. Auf unserer Arbeit ist das britische Model Jeam Shrimpton von hinten zu sehen, die während der »Swinging Sixties« mit dem Spitznamen »The Shrimp« bekannt wurde. Sie trägt ein elegantes, rückenfreies Abendkleid der italienischen Modeschöpferin Irene Galitzine. Funfact: Avedon hält derzeit den Auktionsrekord für eine Modeaufnahme – seine »Dovima mit Elefanten« (1955) wurde 2010 für knapp 840.000€ versteigert.

»Ohne Fotografie ist der Moment für immer verloren, so als ob es ihn nie gegeben hätte.«  – Richard Avedon

William Klein (*1928)

Diese Aufnahme zeigt das Somerset House in London im Jahr 2017, das mittlerweile als Ausstellungshaus fungiert. Es wurde mit Aufnahmen des US-amerikanischen Fotografen, Malers und Filmregisseurs William Klein »verkleidet«. Eine Besucherin läuft im starken Regen, die Jacke über den Kopf gezogen, an der Außenfront vorbei. Berühmt wurde William Klein vor allem durch seine Modefotografien für die Vogue. Für seine fotografischen Studien sind Bewegungsunschärfen und der Einsatz von Weitwinkelobjektiven charakteristisch. In seinen ausdrucksstarken Aufnahmen sind Kleider und Kostüme festgehalten, die Lust auf Mode machen. Der Künstler lebt und arbeitet derzeit in der Modemetropole Paris.

Annie Leibovitz (*1949)

»Sex and the City« und die Mode – Zwei Themen, die zusammengehören wie der Schlüssel zum Schloss. Carrie Bradshaw, die von Sarah Jessica Parker gespielt wird, verkörpert die Faszination für New York und die Leidenschaft für Mode wie keine andere. Zum Filmstart des ersten SATC-Films 2008 wurde sie – gemeinsam mit ihrem »Mr. Big« – von der US-amerikanischen Fotografin Annie Leibovitz für die Juni-Ausgabe der Vogue in einer Modestrecke mit dem Titel »Rebel Romance« fotografiert. Die crème de la crème der Haute Couture wurde von Annie Leibovitz an verschiedenen prominenten New Yorker Stätten, wie z.B. dem Metroplitan Museum of Art, dem Central Park oder dem Plaza Hotel fotografisch festgehalten. Wir sehen Sarah Jessica Parker in einem ausgefallenen Chiffonkleid des italienischen Modehauses Dolce & Gabbana. Die Fotografin ist bekannt für ihre aufwendig inszenierten Porträts von Prominenten aus Kultur, Wirtschaft und Politik – auch die Queen durfte sie schon ablichten. Zu ihren künstlerischen Einflüssen zählt der fotografische Stil von Richard Avedon.

Ellen von Unwerth (*1954)

Die deutsche Fotografin Ellen von Unwerth, die zunächst als Model vor der Kamera stand, arbeitet frei nach dem Motto »Sex sells«! Sie setzt Frauen selbstbewusst, mit einer kühlen Erotik und stark übersättigten Farben in Szene. Ob Vogue, die französische Elle, i-D, Vanity Fair – sie hat für zahlreiche bedeutende Modemagazine gearbeitet und Stars wie Lady Gaga, Rihanna, Madonna oder Naomi Campbell fotografiert. In unserem Beispiel ist Kate Moss das Model. Sie posierte das erste Mal im zarten Alter von 16 Jahren vor Frau von Unwerths Kamera. Hier dreht sich alles um das hauchzarte Seidenkleid und, natürlich nicht zu vergessen, die frische Milch aus dem Kühlschrank.

»Humor ist einfach irre sexy.« – Ellen von Unwerth

Mario Testino (*1954)

Der peruanische Fotograf Mario Testino, der in London lebt, wird in der ZEIT als »wohl bekanntester Modefotograf der Welt« bezeichnet – allerdings ist er auch einer der kontroversen Künstler: mehrere Models und Mitarbeiter aus seiner Karriere beschuldigen Testino wegen sexueller Belästigung im Zuge der #metoo Debatte. In der Wanderausstellung »Alta Moda«, die als erste Station im Lima Mate Museum gezeigt wurde, ist das Ergebnis eines fünfjährigen Projekts, das sowohl peruanische Traditionen als auch die Geschichte der Fotografie genauer beleuchtet. Man sieht Peruaner*innen aus der Bergregion Cusco und ihre festlichen Kleider und Kostüme, die bunt gefärbt, bestickt und in akkurater Handarbeit gefertigt sind – für Testino durchaus vergleichbar mit der Haute Couture auf den großen Laufstegen der Welt.

»Die Lebendigkeit der Kleidung drückt die Intensität des Geistes der Menschen aus,  die sie tragen. Ich hoffe, dass meine Bilder zeigen, wie diese Traditionen in der                     Gegenwart existieren, zumindest für den Augenblick.« – Mario Testino

Fallen euch noch weitere Modefotografien mit spannenden Kleidern ein? Dann schickt sie uns gerne über Social Media oder an carolin@sister-mag.com. Wir sind gespannt!