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Blusen in der Kunst

In einer Serie stellen wir euch in 2020 in jeder sisterMAG Ausgabe eine Auswahl von mehr oder weniger bekannten Kunstwerken und Künstler*innen vor. Ein Kleidungsstück steht dabei jeweils im Mittelpunkt und gibt den roten Faden vor. In dieser Ausgabe dreht sich alles um Blusen in der Kunst. Lest hier den Artikel von unserer Team-Kunsthistorikerin Caro.

Verspielt und zugeknöpft

Blusen in der Kunst

2020 stellen wir euch in jeder sisterMAG Ausgabe eine Auswahl von mehr oder weniger bekannten Kunstwerken und ihre Künstler*innen vor. Ein Kleidungsstück steht jeweils im Mittelpunkt und gibt den roten Faden vor. In dieser Ausgabe dreht sich alles um die Bluse.

Die Bluse bezeichnet allgemein ein hemdartiges, sehr variantenreiches Kleidungsstück für den Oberkörper. Es wird in erster Linie von Frauen getragen und je nach Mode den weiblichen Körperformen angepasst. In der »männlichen Variante« ist es das Hemd, wobei solch eindeutige Zuschreibungen von weiblich und männlich heutzutage nicht mehr ganz zeitgemäß sind. Auch Frauen können gern ein »Männerhemd« tragen.

Wir möchten euch einen Mix künstlerischer Werke vorstellen, in denen die »Bluse« eine wichtige Rolle spielt. Randnotiz: Auf allen Kunstwerken sind Frauen dargestellt, die von Männern gemalt wurden.

Pierre Bonnard (1867 – 1947)

Das älteste Kunstwerk in dieser Zusammenstellung kommt von dem französischen postimpressionistischen Maler Pierre Bonnard, der sich in seiner Kunst primär häuslichen und privaten Interieurszenen widmete. Die Frau, die ihm hier Modell saß, ist Andrée Terrasse, seine Schwester und Ehefrau des Komponisten Claude Terrasse. Das auffällig längliche Format des Bildes ist inspiriert von japanischer Druckgrafik, die auch unter dem Begriff »Ukiyo-é« zusammengefasst wird. Madame Terrasse sitzt in der hier dargestellten Szene mit ihrer auffällig rot-orange-gelb-karierten Bluse und ihrer Katze an einem gedeckten Tisch, den Blick nach unten zum Teller gerichtet. Anatomie, Farben und der Bildinhalt sind gut zu erkennen, aber in ihrer Ausführung nicht ganz präzise.

Lovis Corinth (1858 – 1925)

In dem Porträt des deutschen Impressionisten Lovis Corinth wird seine Frau Charlotte Berend-Corinth im Alter von 30 Jahren dargestellt. Sie war ebenfalls als Malerin tätig. In einer Frontalansicht steht sie in der gemeinsamen Berliner Wohnung des Ehepaares und blickt die Betrachtenden direkt an. Sie trägt eine braune Bluse mit einem runden Ausschnitt, der in Schwarz gehalten ist. Ihr Hals wird von schwarzer Spitze eingerahmt. Auf der rechten Seite der Bluse verläuft vertikal eine schwarze Knopfleiste herunter. Die Ärmel des Kleidungsstücks sind ebenfalls mit Spitze verziert. Geschmückt ist Charlotte mit einer langen, goldfarbenen Kette um ihren Hals sowie einer Brosche mit grünem Stein oberhalb der Knopfleiste, auch »Kamee-Brosche« genannt.

Franz Marc (1880 – 1916)

In expressionistischer Manier, für die Franz Marc bekannt ist, hat er in diesem Werk ein Mädchen mit Katze im Arm in knalligen bunten Farben dargestellt. Auch wenn der Fokus hier wohl eher auf der niedlichen Katze – Marc malte zahlreiche Tiere – liegen sollte, möchten wir einen Blick auf die Bluse werfen. Auffällig ist das satte Grün des Kleidungsstücks, das zusätzlich mit großen, markanten schwarzen Knöpfen bis zum Hals zugeknöpft ist. Hier springt wohl nichts mehr auf! Wo genau sich die Szenerie abspielt, ist nicht eindeutig erkennbar und für das Bildsujet auch nicht weiter wichtig. Es scheint jedoch, als säßen Mädchen und Katze vor einem Vorhang.

 Amedeo Modigliani (1884 – 1920)

Eine persönliche künstlerische Neuentdeckung ist der italienische, vom Fauvismus und Kubismus beeinflusste, Zeichner und Maler Amedeo Modigliani. Mit seinem eigenwilligen Stil stellt er hier ein Mädchen in gepunkteter Bluse mit einer leicht herunterhängenden zartblauen Schleife dar. Sie sitzt mit ineinander verschränkten Händen auf einem Holzstuhl. Besonders markant an diesem Werk: Die in die Länge gezogenen Proportionen. Afrikanische Plastiken waren die Inspiration für seine ovalen Gesichter und überlangen Körperformen.

Zugegebenermaßen haben die Gesichtszüge etwas leicht Unheimliches an sich, da in die Augen des Mädchens keine Pupillen gemalt wurden. Durch die harmonische Farbkombination kann es optisch etwas ausgeglichen werden, aber etwas Unbehagliches bleibt. Modigliani galt vor allem mit seinen Aktgemälden damals als »skandalös« und kam Zeit seines Lebens weder zu Ruhm noch zu Reichtum.

Grant Wood (1891 – 1942)

Na, wer erkennt es?
Auch wenn man zunächst weder auf Künstler noch Werktitel kommt, so haben viele von uns dieses Bild doch schon mal gesehen. Vor allem der Vorspann der amerikanischen Serie »Desperate Housewives« dürfte uns das Motiv immer wieder ins Gedächtnis rufen. Das Werk stellt ein Porträt des ländlichen amerikanischen Lebens in der Zeit der 1930er Jahre dar. Abgebildet werden hier konservative Kleinstädter während der sogenannten »Great Depression«, eine Wirtschaftskrise, die viele in Armut und Elend trieb. Für das Bild zog der realistische Maler Grant Wood seine Schwester Nan und seinen Zahnarzt Dr. McKeeby heran, um für ihn Modell zu stehen. Mit strengen und harten Blicken schauen die Protagonisten drein. Die Frau trägt eine hochgeschlossene Bluse mit weißem Kragen und einer Kamee-Brosche, die einen schickeren Anlass vermuten lässt. Daneben – entweder ihr Vater oder Mann – in blauem Overall, schwarzer Jacke und Heugabel in der Hand. Man munkelt, die abgebildeten Personen seien mit ihrer sehr finsteren Darstellung wohl nicht sehr zufrieden gewesen und hätten den Kontakt zum Künstler daraufhin für einige Zeit eingestellt…

Alberto Giacometti (1901 – 1966)

Das jüngste Werk kommt vom Schweizer Bildhauer und Maler der klassischen Moderne Alberto Giacometti, der hier mit lockerem Pinselstrich seine Frau Annette gemalt hat. Ihr widmete er mehrere Bilder und auch von anderen Familienmitgliedern fertigte er immer wieder Porträts an. Giacometti ist vor allem für seine langen, schmalen Skulpturen bekannt. Während seines künstlerischen Schaffensprozesses nahm die Malerei einen immer wichtiger werdenden Teil in seinem Oeuvre ein. Er vereint Kubismus und Surrealismus in seinen Arbeiten und richtet den Fokus immer wieder auf den Menschen. Zugegeben – das Blusenmodell seiner Gattin ist hier nur schwer zu erkennen. Es scheint hochgeschlossen und von einem rosafarbenen Jäckchen bedeckt zu sein.

Ihr kennt noch mehr Kunstwerke mit ausgefallenen oder humorvollen Blusen? Lasst es uns gerne wissen! Teilt sie mit uns auf Social Media oder schickt eine Nachricht an carolin@sister-mag.com.