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Interview »Scottish National Gallery of Modern Art«

Das großformatige Gemälde »In The Car« (1963) von Roy Lichtenstein, das titelgebend ist für die sisterMAG Ausgabe No. 51, befindet sich im Besitz der Scottish National Gallery of Modern Art in Edinburgh. Caro vom sisterMAG Team hat mit der Kuratorin für moderne und zeitgenössische Kunst am Hause – Lauren Logan – über die Kunstform »Pop Art« und die Entstehungsgeschichte des Bildes gesprochen. Hier gibt es das ganze Interview.

Interview »Scottish National Gallery of Modern Art«

Ein Gespräch mit der Kuratorin für moderne und zeitgenössische Kunst – Lauren Logan

Von der italienischen Renaissance-Malerei des 15. Jahrhunderts machen wir einen großen zeitlichen Sprung in die moderne Kunst der 1960er-Jahre!
Eine Kunstbewegung, an der man in dieser Zeit in Nordamerika und Europa nicht vorbeikommt, ist die der »Pop Art«. Ein Begriff, den man unweigerlich mit dem Künstler Andy Warhol verbindet. Zu den Hauptvertretern der »Pop Art« gehört aber auch der nicht weniger bekannte Amerikaner Roy Lichtenstein (1923 – 1997), der 1963 das Gemälde »In The Car« malte, das titelgebend für unsere Ausgabe ist. Wir sprechen mit der Kuratorin Lauren Logan von der Scottish National Gallery of Modern Art in Edinburgh, die im Besitz des Kunstwerkes ist, über die Charakteristika dieser künstlerischen Ausdrucksform und die Entstehungsgeschichte des großformatigen Gemäldes.

1. Wer war Roy Lichtenstein und was macht ihn zu einem bedeutenden Akteur der modernen Kunstgeschichte?
Roy Lichtenstein (1923 – 1997) wurde in New York geboren. Zuvor hat er abstrakt-expressionistische Werke geschaffen, in den frühen 1960ern jedoch begann er, Varianten der Streifen-Cartoons in der »Benday Dot«-Technik herzustellen, die aus der Reproduktion von Magazinen bekannt war. Wie auch bei vielen anderen Pop-Art Künstlern war dies eine Reaktion gegen die Emotionalität des abstrakten Expressionismus. Stattdessen nahm man die breite Konsumgesellschaft als Inspiration – Fast Food-Verpackungen, Comics, Werbung. Seine Arbeit war sehr kontrovers, als sie das erste Mal ausgestellt wurde.

2. Können Sie etwas zu der Entstehungsgeschichte des Werkes »In The Car« (1963) sagen?
»In the Car« ist eine Serie von Gemälden, die in den frühen 1960ern entstanden ist und sich um die Thematik »Liebe und Romantik« dreht. Mit gewollter Ironie stellt er die emotionale Dramatik der Bildwelt mit der faden, mechanischen Methode der Repräsentation gegenüber. Lichtenstein hat mit monumentalen Maßen gearbeitet, die viel größer waren als seine ursprüngliche Quelle: die Comic-Illustrationen. »In the Car« basiert auf einem Cartoon aus der September-Ausgabe des Magazins »Girls’ Romances« im Jahr 1961. Lichtenstein entfernte den Gedankenblasen-Text, der über der originalen Szene im Cartoon stand. Dieser war: »Ich habe mir geschworen, dass ich meinen Termin nicht verpassen würde – dass ich nicht mit ihm auf diese Fahrt gehen würde – aber bevor ich wusste, wie es mir geschieht …«Lichtensteins Gemälde zeigen die archetypischen Bilder der zeitgenössischen USA, gleichzeitig glamourös, mondän, dramatisch und unpersönlich.

3. Was ist charakteristisch für die Kunstbewegung »Pop Art«?
»Pop Art« ist eine Bewegung der 1950er bis 1970er, die sich vor allen Dingen im Vereinigten Königreich und den USA abspielte. Der Name entstand, weil die Künstler Bilder aus der allgemeinen Kultur (englisch: »popular culture«) nahmen, um ihre Arbeiten zu fertigen. Nach der kargen Nachkriegszeit konzentrierte sich die Bewegung auf den Glamour des Werbe-Designs und der Medienkultur, die von Optimismus und Chancen sprachen. Viele Pop-Künstler, vor allen Dingen in den USA, reagierten damit auf die vorhergehende, nach innen gerichtete Sprache des abstrakten Expressionismus und zielten stattdessen auf Massenanreiz ab, indem sie Elemente der Populärkultur in Collagen und Drucken mit traditionellen Techniken der Malerei vermischten.

4. Wie und wann ist das Gemälde in den Besitz der Scottish National Gallery of Modern Art gekommen? Laut Ihrer Website ist es derzeit im Lager. Warum?
Das Gemälde wurde von den National Galleries of Scotland bereits 1980 gekauft. Vor kurzem war es für längere Zeit als Teil einer Ausstellung über Pop Art und Minimalismus in unserer Kollektion zu sehen. Momentan ist es nicht zu sehen, da wir unsere Ausstellungen natürlich ändern, um den Besuchern die Möglichkeit zu geben, verschiedene Werke aus der Sammlung zu betrachten.

5. Welche künstlerischen Arbeiten und Positionen sind in Ihrem Museum neben denen von Roy Lichtenstein zu sehen?
Die Scottish National Gallery of Modern Art ist das Zuhause der modernen und gegenwärtigen Kunst aller National Galleries in Schottland. Hinzu kommt eine sich ständig ändernde Auswahl internationaler Ausstellungen. Unsere Weltklasse-Sammlung internationaler und schottischer Kunst reicht von 1900 bis heute. Wir haben französische und russische Kunst aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert, kubistische Gemälde und fantastische Werke expressionistischer und moderner britischer Kunst, sowie eine weltberühmte Kollektion aus den Bewegungen Dada und Surrealismus. Die Galerie hat eine außergewöhnliche Sammlung internationaler und britischer Nachkriegskunst und ist in Besitz der größten und wichtigsten Sammlung moderner und gegenwärtiger schottischer Kunst.