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Venus & Mars – Eine Affäre. Wie Venus ihren Ehemann Vulcanus mit Mars betrog

Venus und Mars sind eines der bekanntesten Liebespaare der antiken Mythologie. Dabei war die Liebesgöttin mit dem sanftmütigen Vulcanus verheiratet. Alexander Kords erzählt euch im sisterMAG, wie es ihm gelang, die Beziehung aufzudecken und die Ehebrecher der Lächerlichkeit preiszugeben.

Die Geschichte einer Affäre

Wie Venus ihren Ehemann Vulcanus mit Mars betrog

Die Liebesgöttin Venus war zwar mit Vulcanus verheiratet, das hielt sie aber nicht davon ab, Affären mit verschiedenen anderen Männern zu unterhalten. Die bekannteste war die mit Mars – die Vulcanus auf clevere Weise zu unterbinden wusste.

Vor Jahrtausenden erdachten die alten Griechen eine Menge Geschichten, um sich die Welt um sie herum zu erklären. Die dunkle Nacht? Wird von der Göttin Nyx in Gestalt eines riesigen schwarzen Vogels hervorgerufen. Die Sonne? Ist ein brennender Wagen, in dem der Gott Helios Tag für Tag über den Himmel fährt. Nahezu alles wurde dem Glauben der Griechen nach von einer eigenen Gottheit gesteuert. Die »Königsfamilie« stellten dabei der Göttervater Zeus, seine Geschwister und Kinder dar, die auf dem Olymp residierten. Zwischen den Olympiern ging es ziemlich inzestuös zu: Mit seiner Schwester Hera hatte Zeus Kinder, die teilweise Verhältnisse mit ihren Halbgeschwistern eingingen. So war Hephaistos, der Sohn von Zeus und Hera, mit Aphrodite verheiratet, die ihrerseits eine Tochter von Zeus war – wenngleich »nur« eine adoptierte.

Dem Meer entstiegen

Wenig kreativ übernahmen die Römer viele Götter und deren Spezialgebiete von den Griechen. Einzig die Namen veränderten sie. So hieß Zeus bei ihnen Jupiter, Hephaistos nannten sie Vulcanus, und Aphrodite wurde zu Venus. Die Mythen selbst blieben bei den Römern aber auch größtenteils unberührt. So kam Venus auch bei ihnen auf ebenso brachiale wie absurde Weise zur Welt: Ihr Vater Uranus wurde von seinem Sohn Saturn mit einer Sichel entmannt, und der Samen aus dem abgeschnittenen Geschlechtsteil fiel ins Meer, dem bald darauf Venus entstieg. Das Gemälde »Die Geburt der Venus«, das Sandro Botticelli um 1485 malte, zeigt die Göttin der Liebe und der Schönheit auf einer Muschel stehend, kurz nachdem sie aus dem Wasser gekommen war.

Gott der Schmiede

Nachdem Venus den Göttern vorgestellt und in ihre Mitte aufgenommen wurde, adoptierte Jupiter sie und machte sie zur Frau von Vulcanus – seinem Sohn mit seiner Ehefrau-Schwester Juno (wie Hera bei den Römern hieß). Als Baby war Vulcanus geradezu lächerlich hässlich, weshalb ihn die anderen Götter ständig auslachten. Weil er außerdem die ganze Zeit schrie, warf ihn seine Mama Juno wutentbrannt vom Himmel auf die Erde. Dabei verletzte sich der arme Kerl auch noch am Bein und hinkte sein Leben lang. Auf der Erde entwickelte er ein besonderes Geschick im Umgang mit Feuer und Metall und schmiedete unter anderem das Zepter seines Vaters. Für seine Mutter fertigte er einen goldenen Thron, in den jedoch eine Falle eingebaut war. Sobald sich Juno auf den Thron setzte, wurde sie von unsichtbaren Fesseln am Aufstehen gehindert. Erst als sie Vulcanus versicherte, dass er wieder in den Kreis der Götter aufgenommen wird, befreite er sie aus ihrer misslichen Lage.

Der aggressive Liebhaber

So richtig aufregend war die Ehe von Venus und Vulcanus nicht, schließlich suchten sich beide Partner schnell Alternativen. Vulcanus hatte mindestens vier Kindern mit anderen Frauen, und auch Venus war außerehelichen Verhältnissen alles andere als abgeneigt. Ihre längste Affäre war dabei die mit Mars, der bei den Griechen noch Ares hieß und ebenfalls ein Sohn von Jupiter und Juno war. Als aggressiver, brutaler und sprichwörtlich »martialischer« Gott des Krieges war Mars das ganze Gegenteil zu seinem gutmütigen Bruder Vulcanus. Trotzdem (oder gerade deswegen) fühlte sich Venus zu ihrem Adoptivbruder hingezogen. Die beiden sollen nicht weniger als fünf Kinder gezeugt haben, darunter Amor (oder Eros, wie ihn die Griechen nannten), im Volksmund bekannt als der Liebesgott mit Pfeil und Bogen. Was es mit Amor und seiner Geschichte wirklich auf sich hat, lest ihr übrigens auch hier in diesem sisterMAG – Christian Naethler hat den Liebesboten mal genauer unter die Lupe genommen.

Doch zurück zum eigentlichen Thema: Dass Venus’ Ehemann nichts von den fünf Schwangerschaften seiner Frau gemerkt hat, ist wohl nur eine Randnotiz der ohnehin stellenweise absurden antiken Mythologie.

Der Lächerlichkeit preisgegeben

Letztlich wurde die Affäre von Mars und Venus aber doch entdeckt, und zwar von Sol, dem römischen Äquivalent zum eingangs erwähnten Sonnengott Helios. Der berichtete Vulcanus davon, woraufhin der gehörnte Ehemann buchstäblich einen Racheplan schmiedete. Er schuf ein unsichtbares Netz und umgab damit das Bett seiner Frau. Als Venus wieder einmal Mars empfing, blieben die beiden in verfänglicher Position in dem Netz hängen. Um die Demütigung perfekt zu machen, lud Vulcanus alle Götter in Venus’ Schlafzimmer ein, damit sie das gefangene Paar begutachten konnten. Weil die Götter nicht aufhören konnten, sich zu amüsieren, wird ein langanhaltendes Lachen bis heute sprichwörtlich als »homerisches Gelächter« bezeichnet. Ganz nebenbei übte Vulcanus durch seine Aktion ein weiteres Mal Rache für die Erlebnisse seiner Kindheit, als er von den Göttern wegen seiner Hässlichkeit ausgelacht wurde.

Urahnin der Römer

Eine weitere prominente Affäre von Venus war die mit dem Jüngling Adonis – obwohl der ein Sterblicher und damit eigentlich unter ihrer göttlichen Würde war. Dem Mythos nach wurde Adonis vom eifersüchtigen Mars umgebracht, der sich in ein Wildschwein verwandelt hatte. Venus war über den Tod ihres Geliebten so traurig, dass sie aus seinem Blut und ihren Tränen eine Blume schuf: das rot blühende Adonisröschen. Auch mit Bacchus (dem römischen Dionysos) und Mercurius (Hermes), beides Söhne ihres Adoptivvaters Jupiter, hatte Venus Verhältnisse, denen Kinder entsprangen. Dank eines anderen Mannes erlangte Venus sogar einen besonderen Status für das römische Volk. Während ihres Verhältnisses mit Anchises gebar sie nämlich Aeneas, einen der Helden des Trojanischen Krieges. Dessen Sohn Ascanius sollte später die Stadt Alba Longa gründen, aus der sich mit der Zeit Rom entwickelte. Ascanius, der auch Iulus genannt wurde, soll ein Vorfahre von Caesar gewesen sein. So wurde Venus durch eine ihrer Affären sogar zur »Urgroßmutter« der Römer.