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Maritime Mode: Eine Erfolgsgeschichte

Eine neue Schnittmuster-Kollektion zu kreieren, bedeutet, den Stil zu erforschen, der uns inspiriert hat, und seine historischen Hintergründe zu verstehen. Eine spannende Reise für uns. In diesem Artikel begeben wir uns auf eine Spurensuche durch die vergangenen Jahrhunderte, tauchen ein in die Entstehung des maritimen Stils und seinen Einfluss auf die Modewelt bis hin zum heutigen Tag.

Maritime Mode: eine Erfolgsgeschichte

Eine neue Idee begeistert dann die Massen, wenn sie attraktiv, praktikabel, bezahlbar und sinnvoll ist und idealerweise dann, wenn sich ihr eine visionäre, kompetente, tund das Produkt promotet. Dass ist in der Wirtschaft, in der Politik, aber natürlich auch in der Mode so.

Gabrielle Chanel und Deauville

Deauville: Treffpunkt der Eleganz und des Geldes, im Jahr 1913. Hier eröffnete Gabrielle Chanel im Zentrum des mondänen französischen Seebads ein Modegeschäft. Chanel, die im Gegensatz zum vorherrschenden Modestil ihre verrückten Einfälle zelebrierte, verwirrte die High Society mit männlich geschnittenen Kostümen und bequemen Schuhen – und die auch noch mit runden Kappen. Aber ihr Geschäft florierte, auf der elegantesten Straße des Ortes gelegen, mit einer großen weißen Markise geschmückt, die mit den großen schwarzen Lettern CHANEL die Sonne parierte. Die heraufziehenden Wolken eines bevorstehenden Krieges spürte man jedoch auch in Deauville, dazu herrschte im Juli 1914 eine bedrückende Hitze.

Die Geburt einer neuen Mode

„Es war durchaus möglich, dass, begünstigt durch einen heißen Sommer, über dem so viele Gefahren lauerten, die Frauen bereit waren, lockere, ungezwungenere Kleidung zu tragen. Da verwirklichte Chanel einen Plan, den sie schon lange im Kopf gehabt hatte. … So entstand ein erstes Modell, das durch seinen Schnitt an eine Matrosenbluse und durch seinen Stoff an die Pullover der Stallburschen erinnerte. Es war locker geschnitten und verlangte kein Korsett.“
aus Edmonde Charles-Roux »Chanel«, Verlag Volk und Welt, Berlin, 2. Auflage, 1986, S. 177)

…. und entsprach in nichts den modischen Trends der Zeit, die die weiblichen Formen bewusst betonten. Die Aufnahme aber, die das lockere Maritime bei den Frauen fand, bestätigte ihr, dass sie recht hatte.

 

Gabrielle Chanel war ständig auf der Suche nach neuen Ideen. Auch von modischen Details der Herrenmode ließ sie sich inspirieren. Als sie am Strand in der Normandie Fischer mit gestreiften Shirts beobachtete, war sie von der Bequemlichkeit und dem abgefahrenen Seefahrer-Image dieser Shirts begeistert. Eine neue Idee, ein Klassiker war geboren! Rasch verbreitete sich diese »an das Meer« anklingende Mode.

 

Die andere Seite: Kleider der Matrosen in den Zeiten

So lange es die Schifffahrt gab, waren die Menschen bestrebt, sich vor den rauen Witterungsbedingungen mit entsprechender Kleidung zu schützen. Im frühen und späten Mittelalter waren sogenannte Gugeln üblich. Das sind Kapuzen mit daransetzenden, mehr oder minder langen Schulterkragen. Im weitesten Sinne waren Gugeln Vorfahren der später von Seefahrern getragenen Südwestern. Später, auch noch über die Zeit des 16. Jahrhunderts, also der Renaissance, ist wenig Übereinstimmendes zur maritimen Bekleidung bekannt. Schützen mussten die Sachen! Bekannt sind wadenlange Latzhosen mit einem passenden Kittel. Variantenreiche Bekleidungen, unpraktische Wollmützen findet man auf alten Zeichnungen. Oft war die Kleidung von Arbeitern an Bord und solchen an Land nicht unterschiedlich.

 

Die neue Seite: Eine einheitliche Berufsbekleidung

Die Engländer waren die ersten, als sie 1623 ihre Schiffsbesatzungen mit einer einheitlichen Bekleidung ausstatteten. Amtlich wurde sie in weiteren Ländern aber erst im 18. Jahrhundert. Mit Unterschieden in Design und in den Farben erreichten diese Ausrüstungen aus Jacke, Hemd, Weste, Hose, Schuhen und Mütze ein einheitliches Outfit. Diese Form, auch Matelot genannt, trugen übrigens Arbeiter und Revolutionäre, aber auch Kinder, zur Zeit der Französischen Revolution.

 

Maritimes im 19. Jahrhundert

Der uns bekannte Matrosenanzug – ein dunkelblauer Zweiteiler aus langer, weiter Hose, einem Kittel mit breitem eckigen Rückenkragen und einer Tellermütze – ist erst seit 1830 als das Original bekannt. Der große Rückenkragen, oft auch aus Leder, erinnert an Zeiten, als die Matrosen über die Schulter schwere Taue ziehen mussten. Zunehmend gewannen Details Bedeutung, wie die wichtigen Streifen, die schon auf Gemälden des 17. Jahrhunderts nachweisbar sind. 21 müssen es sein. Die französische Marine legte 1858 die Bekleidung der Matrosen per Dekret im Detail fest. Zwischen 21 weißen Streifen in einer Breite von 20 Millimetern kamen 21 halb so dicke blaue Streifen, dazu dreiviertellange Ärmel mit 14 Streifen.

 

Sagen und Mythen beflügeln die maritime Mode

Weisen die Streifen auf die 21 Siege Napoleons gegen die Briten hin, oder nahmen sie die alten Fischer als Talisman, um auf hoher See vor dem Ertrinken geschützt zu sein, sollten sie über Bord gehen, oder sind sie nur das Zeichen für die Wellen des Meeres? Man weiß es nicht genau. Auch die drei weißen Borten, die England dem blauen Anzug verlieh, sind nicht ohne. Sie sollen an die drei Seeschlachten erinnern, in denen der englische Admiral Nelson Napoleons Flotte besiegte. Alle Erzählungen in dieser Form brachten der maritimen Mode Vorteile. Mit einer Marinebluse – sei sie noch so neu – verbindet sich immer Tradition und Geschichte.

Aus maritimer Arbeitskleidung entsteht eine neue Mode

Schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nutzten Modeschöpfer das maritime Outfit für ihre Belange, in England, Frankreich und Deutschland zunächst für kleine Jungen, aber auch Damen schmückten sich schon mit Damenbluse und dunkelblauem Faltenrock. Berühmt ist ein Gemälde von Franz Xaver Winterhalter, das den Prince of Wales, den späteren englischen König Edward VII., 1846 in einem typischen Matrosenanzug zeigt. 

Das Breton-shirt, das gestreifte Shirt, heute auch Marinière (Marinebluse) genannt, war geboren. Der Augenblick, da es Gabrielle Chanel sah und zum Sieg verhalf, nicht mehr fern. Nicht lange und es wurde zur Stilikone für den französischen Lebensstil für Frau und Mann. Dabei ist die Basis-Ausstattung denkbar einfach: Wichtig ist das Ringelshirt in den Farben Marineblau und Weiß, eine beige, weiße oder blaue Chinohose, ein Sakko in Blau mit Goldknöpfen und flache Schuhe, Ballerinas, Sneakers oder Seglerschuhe. Ein Halstuch oder eine Krawatte kann das Getragene ergänzen, ebenso Accessoires in Rot, selten in Gelb und Türkis. Im Mittelpunkt stehen bei allem die Streifen. Ob als Polo zu Freizeit-Shorts oder als Begleiter unter stylischen Jacken: Die Kollektion mit dem weiß-blau gestreiften Marineshirt kleidet den modernen Menschen in jeder Lebenslage. 

 

Maritime Mode: Siegeszug einer bequemen, chicen Mode

Der Siegeszug der gestreiften Marinebluse war auch in anderen Ländern nicht aufzuhalten und wurde zunehmend Zeichen eines modernen avantgardistischen Lebensstils. Künstler, Intellektuelle und Schauspieler entdeckten das Bretonshirt. Ob Audrey Hepburn, Pablo Picasso, Brigitte Bardot, Jean Seberg, Jean Belmondo, Elisabeth Taylor, Catherine Deneuve, Henry Fonda oder viele andere: Sie alle fühlten sich in der bequemen, lockeren Eleganz einer Marinebluse wohl – privat und in einer Vielzahl ihrer Filme. Viel zu sehr erinnert dieser Look an das Meer, Sand und sanfte Wellen, also Urlaubsstimmung pur. Ob im Alltag oder in der Freizeit: Maritime Mode passt bei bestem Tragekomfort in jeden Bereich.

 

Und heute? Präsent bei allen Premium-Marken und in jedem Online-Shop

Auch in der heutigen allgemeinen Mode sind Produkte im blau-weißen Matrosen-Look en vogue. Große Modehäuser nehmen sich maritimer Themen an, variieren und kombinieren, aber Streifen müssen immer sein. Ob im exklusiven Flag-Ship-Store oder online: Die begehrten Freizeit-Outfits werden in bester Verarbeitung zu jedem Preis angeboten. Größe, Farbtöne, Streifen unterschiedlichster Anordnung bestimmen die Vielfalt gleich welcher Marke. Alle Premium-Marken bieten ihre Produkte in den verschiedensten preislichen Kategorien an. Das gestreifte Bretonshirt war übrigens das erste Unisex-Kleidungsstück. Große Bedeutung hatte der Matrosenanzug in der Bekleidung für Kinder schon im 19.Jahrhundert, aber als Schulanzug auch bis in die Neuzeit, vor allem in Japan und Ungarn.

 

Die Vogue schreibt: Auch in jüngerer Zeit ist das Streifenshirt bei Stilvorbildern wie Alexa Chung und Sienna Miller und in der Riege der französischen Mode- und Filmstars von Caroline de Maigret bis Clémence Poésy beliebt wie eh und je. Lässig kombiniert zu Jeans oder elegant zu XXL-Blazern getragen – das ehemalige Matrosenhemd ist ein allseits einsetzbarer Modeklassiker. 

 

Ein Tipp zum Schluss, der sich über die Jahrzehnte immer wieder bewiesen hat: Kombiniere dein Streifen-Shirt mit rotem Lippenstift.

 

Du möchtest noch mehr erfahren? Lese auch unseren Artikel über Deauville – die Perle an der Côte Fleurie