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Wir sprechen mit Künstler Chris van Niekerk

In sisterMAG No. 63 sprechen wir mit dem botanischen Künstler Chris van Niekerk aus Boschendal, Südafrika, der mit allerlei pflanzlichen Materialien arbeitet und daraus einzigartige Blumen und Insekten kreiert. Lest hier das ganze Feature entdeckt seine Kreationen.

  • Text: Lori Cohen
  • Produktion: Sven Alberding
  • Fotograf: Warren Heath / Bureaux

Das Portrait: Wir sprechen mit…

Botanikkünstler Chris van Niekerk

Boschendal, South Africa 

Nährende Natur

Ein früherer Botaniker wird Künstler in der südafrikanischen Region Cape Winelands: Er schafft lebensechte Insekten aus verrotteten und gut erhaltenen, gesammelten Materialien.

Der Fühler eines Schmetterlings ist ein Schläger-förmiges Objekt mit langem Schaft und einer Glühbirne an der Spitze. Ein Teil der afrikanischen Protea-Blume sieht genauso aus. Für den botanischen Künstler Chris van Niekerk sind diese Ähnlichkeiten in der Natur ein zentraler Fokus seiner Arbeit. Aus Blättern, Samen und anderen pflanzlichen Materialien schafft Chris akribisch geplante Formen und verwandelt seine gesammelten Schätze in Insekten.

»Ich nenne meine Insekten Ecoskelette; ein Wortspiel mit dem Exoskelett eines Käfers,« erklärt Chris. In seinem Studio sind die Wände voll mit diesen Insekten – von Skorpionen bis hin zu grün-geflügelten Schmetterlingen ist jedes Teil handgefertigt, ein Ergebnis von seiner obsessiven kreativen Vision.

Eines der Stücke, eine wild aussehende Biene mit federigem Bauch, wurde von Chris mit einzelnen Gras-Samen geschaffen, die ein lebensechtes Streifenmuster hervorrufen. Jedes Teil wurde präzise in stundenlanger Arbeit gesetzt, um die Haare des Körpers akribisch genau nachzubilden.

»Ich nenne meine Insekten Ecoskelette; ein Wortspiel mit dem Exoskelett eines Käfers« – Chris van Niekerk

Daneben hat ein Schmetterling Flügel aus gepressten Blättern, deren Mark vorsichtig entfernt wurde, um die Struktur des aderigen Blattes hervorzuheben. »Manchmal bestimmen die Materialien das Kunstwerk«, erzählt Chris und deutet dabei auf den Schmetterling mit den blätterig-grünen Flügeln. Diese waren ursprünglich Magnolien-Blätter, deren Mark Chris entfernte, um die feinen Adern des Blattes wie ein Gerippe stehen zu lassen – ein zweites Leben für das Blatt als Teil eines Ecoskeletts. »Es funktioniert auch anders herum, dass ich eine Zeichnung eines Insektes anfertige, es so in seine Teile zerlege und mich dann auf die Suche nach den Materialien dafür mache,« erklärt er.

»Es funktioniert auch anders herum, dass ich eine Zeichnung eines Insektes anfertige, es so in seine Teile zerlege und mich dann auf die Suche nach den Materialien dafür mache.« – Chris van Niekerk

Opistophthalmus Karrooensis Skorpion. »Dieses Stück ist taxonomisch korrekt. Ich habe es für eine Ausstellung in Karoo erstellt,« erklärt Chris.

Die Schaukästen sind ein wichtiger Teil des Kunstwerks für Chris: einige sind einfach gehalten, andere beinhalten Anspielungen auf botanische Quellen.

»Es gibt einen Energiefluss und Austausch zwischen den Seiten und den Pflanzen, dem Holz und den Insekten, der ein wesentlicher Bestandteil des Arbeitsprozesses ist.« – Chris van Niekerk

Er ist umgeben von Inspiration. In seinem Studio werden natürliche Elemente getrocknet, gepresst und manchmal auch mit eigens gefertigten pflanzlichen Färbemitteln oder Kohle eingefärbt. Chris experimentiert immer mit Pflanzen in unterschiedlichen Stadien des Verrottens. Manche brauchen Wochen, bis sie verarbeitet sind. Er gibt zu, dass er schon immer ein Sammler war und dass die vorhergehenden Leben aller Objekte im Studio, nicht nur die der Pflanzen, zu seiner Arbeit beitragen. Der raue Arbeitstisch im Herzen des Studios, die alten Werkzeuge, die Seiten der medizinischen Zeitschriften aus den 1930ern, zwischen denen er die Blätter presst: all dies ist Teil seines kreativen Ökosystems. »Es gibt einen Energiefluss und Austausch zwischen den Seiten und den Pflanzen, dem Holz und den Insekten, der ein wesentlicher Bestandteil des Arbeitsprozesses ist,« sagt er.

Das Studio von Chris ist voller Flaschen, die die Materialien seiner Arbeit enthalten – Samen, Blätter und andere unidentifizierbare Teile von Blumen, alle genau gesammelt und katalogisiert. »Ich sammle viel,« sagt Chris. »Das Pflanzen-Königreich Fynbos hier am westlichen Kap bietet unendliche Möglichkeiten. Die Pflanzen sind robust und haben viel Textur,« sagt Chris.

Er erklärt, dass er schon immer von den Formen und Texturen der Flora fasziniert war. Bereits als Kind sah er Pflanzen nicht als individuelle Elemente, sondern als einen Teil größerer Räume. Er wuchs im ländlichen Free State als jüngster von drei Brüdern auf, die Farm war sein Spielplatz.

Als ruhiges, introvertiertes Kind hat er Dornen der Bäume gesammelt und damit Muster in den Sand gemalt. Wenn er heute seine »Insekten« kreiert, bezieht sich Chris auf dieselbe glückliche Energie, die er als Kind in den trockenen Landschaften fühlte. Nach einem Studium der Hortikultur übte Chris diesen Beruf für sechs Jahre aus. Sein Drang, Neues zu schaffen war groß und so gründete er eine Event-Firma, die konzeptuelle Räume und riesige Blumen und Deko-Installationen schuf.

Er sieht dies heute als Übergangszeit zwischen Chris, dem Gartenbauer und seiner heutigen Identität als Künstler.

»Diese Installationen hatten einen Anfang und ein Ende. Ich wollte etwas Bleibendes schaffen,« sagt er.

Während Chris viele der pflanzlichen Materialien in der Wildnis sammelt, so gehören auch einige Samen und Nüsse, wie Quinoa, Eicheln und Bohnen, zu seiner Kollektion. Die Gräser und Samenhüllen, die er in der Natur findet, geben seinen Insekten die feinen Details, wie Haare, Antennen und anderen Genauigkeiten.

Ein Jahrzehnt später schaffte er eine komplett neue Umgebung für seine Arbeit. Sein Haus und Studio sind Teil eines Cottages bei einem historischen, ländlichen Bauernhof im Herzen des Weinanbau-Gebietes. Heute ist er zufrieden mit kleinen Werken, angezogen von der Herausforderung und den Grenzen eines Prozesses, der viel Konzentration, Kreativität und Geduld braucht. »Ich bin besessen von Details,«

»Ich verwende Bücher als Referenz zu Beginn, aber ich versuche nicht, genaue Exemplare nachzustellen. Es geht darum, Schönes zu schaffen« – Chris van Niekerk

sagt Chris. Ein Stück kann bis zu vier Tage Arbeit bedeuten, in denen Chris still mit Pinzette und Lupe arbeitet. Genaue Größen und entomologische Korrektheit sind nicht interessant für ihn: »Ich verwende Bücher als Referenz zu Beginn, aber ich versuche nicht, genaue Exemplare nachzustellen. Es geht darum, Schönes zu schaffen.«

Als gelernter Botaniker verwendet Christ getrocknete Blumen und verarbeitet frische Pflanzen für spezifische Materialien. Der geäderte Flügel eines Ecoskelett-Schmetterlings ist ein für sechs Wochen getrocknetes Blatt, dessen Mark vorsichtig entfernt wurde, um die Struktur des Blattes hervorzuheben.