Follow my blog with Bloglovin

Die Unterhose – Vom Beinkleid zum G-String

Die Geschichte der Unterwäsche – besonders die der Unterhose – ist eng mit den gesellschaftlichen Normen und Regeln, dem Diktat der Mode und der Emanzipation der Frau* verknüpft. Wie und warum mit einer langen Unterhose alles begann und mit einem G-String endete? Lea Becker analysiert im sisterMAG Vergangenheit und Gegenwart.

Die Unterhose

Vom Beinkleid zum G-String

Die Geschichte der Unterwäsche – besonders die der Unterhose – ist eng mit den gesellschaftlichen Normen und Regeln, dem Diktat der Mode und der Emanzipation der Frau* verknüpft. Wie und warum mit einer langen Unterhose alles begann und mit einem G-String endete? Wir analysieren Vergangenheit und Gegenwart.

Wirft man den Blick in die Wäschekommode einer Frau*, so entdeckt man schwarze Spitzen-BHs, bunte Sport-Bras und alltagstaugliche Wäsche aus Baumwolle. Die Vielfalt an Farben, Formen und Materialien ist enorm. Gut so, denn so kann Frau* nach Lust und Laune das passende Dessous wählen und anziehen. Schaut man noch genauer hin, so finden sich bei den Unterteilen mindestens genauso viele verschiedene Schnitt wie bei den BHs. Vom ultra-knappen G-String über Pants bis zum Miederhöschen bleiben keine Wäschewünsche offen. Doch das war nicht immer so…

Unten ohne

Hard fact: Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts trugen Frauen keine Unterhosen. Erst ab 1805 gab es »Beinkleider« aus Leinen oder Baumwolle für Damen. Sie reichten bis unters Knie oder gar bis zu den Knöcheln und waren weit geschnitten. Im Schritt waren die Hosen offen. Das hatte praktische Gründe für den Toilettengang, der damals meist draußen in der Kälte verrichtet worden ist – da sollte es möglichst schnell gehen und praktisch sein.

Die erste Unterhose: Lang und weit

Um 1840 wurde die Unterhose salonfähig und bei den oberen Schichten der weiblichen Gesellschaft Symbol für Reichtum, Stil und Etikette. Während die Frauen vom Land noch »unten ohne« auf dem Feld arbeiteten, flanierten die feineren Kreise in ihren Pluderhosen durch die Parkanlagen. Fast 40 Jahre später kam die Unterrockhose oder die Hemdhose in Mode. Die Einteiler waren allerdings wenig praktisch im Handling. Es dauert noch 30 Jahre, bis der Schlüpfer, wie wir ihn heute kennen, erfunden wurde. 1914 war es soweit. Erleichterung und Freude über diese Erfindung waren bei den Frauen groß. Natürlich hielten die älteren Generationen den Schlüpfer erst mal für frivol – entdeckten aber nach und nach seine Bequemlichkeit.

Vom Alltäglichen zum ausgefallenen Chic ab 1900

In den Zwanziger und Dreißiger Jahren war die Mode von der Kunstepoche Art Deco inspiriert. Die Wäsche wurde farbenfroh, elegant und schick. Sie war nicht mehr nur reiner Bedarfsartikel für den Alltag, sondern wurde zum detailverliebten Textil mit Verführ-Funktion. Verspielte Culottes aus Seide kombinierte die modebewusste Frau zum weichfließenden Hemdchen mit Spitzenbesatz. Hosen, geschnitten wie kleine wippende Röckchen, waren der Trend. Vorbild dafür waren die damals als exotisch geltenden Bühnenoutfits der Tänzerin Josephine Baker. Kleine Randnotiz: Der Look von »The Great Gatsby« und den »Roaring Twenties« ist bis heute eine der größten Inspirationsquellen für Dessousdesigner.

Nach dem Krieg ist vor dem Krieg?

Während des 2. Weltkriegs lag der Fokus der Frauen weniger auf ihrem Aussehen und der Unterwäsche. Das änderte sich allerdings schlagartig in der Nachkriegszeit. Die Stimmung des Neuanfangs lag in der Luft und wehte von Paris bis nach Deutschland. Was sie mit sich brachte?  Miederhosen, Korsagen, Eistüten-BHs. Nach den Jahren der Angst und Entbehrung, sollte die Wäsche Frauen wieder weiblich aussehen lassen. Das gelang mit Eistüten-BHs, die die Brust anhoben und spitz formten. Die taillenhohe Miederhose mit angeschnittenem Bein formte den Bauch flacher und die dazugehörigen Strumpfhalter sorgten für den richtigen Sitz der halterlosen Strümpfe. Mit nacktem Bein ging in den Fünfziger Jahren keine Frau, die etwas auf sich hielt, aus dem Haus. Dass Korsage und Miederhose nicht besonders bequem waren, störte die Damen wenig. Erst mit dem Import von elastischen Fasern wie Lycra und Nylon wurde die Unterwäsche angenehmer zu tragen. Erst der Import von elastischen Fasern wie Lycra und Nylon brachte ein angenehmeres Tragegefühl mit sich.

Die Frau befreit sich

In den Sixties sollte sich die Wäschemode komplett verändern. Grund dafür war die Revolution der Frau, die sich ihrer Rolle als Hausmütterchen und Vorzeige-Ehefrau befreite. Sie entsorgte nicht nur die Schürze, sondern auch gleich die Miederhose. Statt adretter Midiröcke waren nun Miniröcke angesagt. Der Eistüten-BH wurde gegen ungefütterte Modelle aus Baumwolle eingetauscht. Die Hosen wurden schmaler und bedeckten nicht mal mehr die Hüftknochen.

Zur Hippiezeit war die Wäsche kein großes Thema: Die progressive Frau ging »oben ohne« und verbrannte ihren BH als Zeichen von Emanzipation und sexueller Freiheit.
In den Achtzigern zog sich die Powerfrau wieder an. Es wurde sportlich, denn der Aerobic-Trend mit Vorturnerin Jane Fonda eroberte die Fernsehbildschirme in unseren Wohnzimmern. Die Leggings aus Kunstfaser ersetzte zwar nicht die Unterhose, wurde aber das Modesymbol einer ganzen Dekade.

Erlaubt ist, was gefällt

Seit den Achtziger Jahren kommt die Unterhose mit immer weniger Stoff aus. Die Modelle werden immer knapper und können dank neuer Techniken saumlos verarbeitet werden. Aktuell ist ein Trend zu einem hohen Beinausschnitt klar zu sehen, der sich an den Stil der Achtziger anlehnt. Da sich darin aber nicht alle wohlfühlen, setzen die Dessousdesigner heutzutage auf ein breites Angebot an Schnittformen: Hotpants, Boxershorts, French Knickers, Brazilian Pants und diverse Arten von Tangas sind bei fast allen Labels zu finden.

Welche Hose für welchen Po?

Gut so, denn nicht jede Hosenform schmeichelt jeder Po-Form. Wer Wert auf einen stilecht verpackten Allerwertesten legt, sollte Folgendes wissen. Eine Person mit V-förmiger Figur (breite Schultern und schmale Hüfte) hat oftmals auch einen Po in V-Form. Er ist oben breiter als unten. Dieser Form stehen Pantys wie Hipster, Jazzpants oder Miederhöschen im Stile der Fifties gut. Ist der Po eher flach, liegen die Linien zwischen Hüftknochen und dem Ansatz der Oberschenkel auf einer Höhe – ohne eine ausladende Rundung. Knappe Tanga-Schnitte, aber auch Pantys und Hipster machen aus weniger optisch ein bisschen mehr. Wenn die Hüften breit sind, der Po schmaler, aber das untere Drittel wieder üppiger geformt ist, so sieht der Po aus wie ein umgedrehtes Herz. Was diesem steht? Taillenslips, Jazzpants und hübsche Bodys. Bei einem Birnen-Po machen String, Boxerstring, French Knicker, Shorty und Hosen mit hohem Beinausschnitt die Rückseite zum Hingucker. Sieht der Po aus wie ein Apfel, sind Strings genauso vorteilhaft wie Pants.

Ganz unabhängig von der Form Eures Pos ist die Freude über die neuen Dessoustrends, die jede Frau* mit jeder Konfektionsgröße und Figur mitmachen kann. Bei den Hosen sehen wir aktuell sportive Modelle mit breiten Elastikbändern und Logoprints. Verspielter sind Modelle, die sowohl an der Vorder- beziehungsweise Rückseite schicke Verzierungen haben. Rüschenkanten, kleine Schleifchen, Cut-outs oder Mini-Schmuckanhänger über dem Po machen die Höschen zu etwas Besonderem. Davon haben die Ladies vor 1900 nicht mal zu träumen gewagt…