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Hüte in der Kunst

In einer besonderen Serie stellen wir euch in 2020 in jeder sisterMAG Ausgabe eine Auswahl von mehr oder weniger bekannten Kunstwerken und Künstler*innen vor. Ein Kleidungsstück steht dabei jeweils im Mittelpunkt und gibt den roten Faden vor. In unserer ersten Ausgabe im neuen Jahr dreht sich alles um den Hut. Lest hier den Artikel von unserer Team-Kunsthistorikerin Caro.

Hüte in der Kunst

Ein Exkurs durch verschiedene Kunststile

Neues Jahr, frische Inspiration: In einer besonderen Serie stellen wir euch in 2020 in jeder sisterMAG Ausgabe eine Auswahl von mehr oder weniger bekannten Kunstwerken und Künstler*innen vor. Ein Kleidungsstück steht dabei jeweils im Mittelpunkt und gibt den roten Faden vor. In unserer ersten Ausgabe im neuen Jahr dreht sich alles um den Hut.

Seit Jahrhunderten zieren Hüte die Köpfe der Menschen. Wurde ihr Image gegen Ende des 20. und im 21. Jahrhundert zunehmend staubiger, gehörten sie vorher Jahrhunderte lang zum »guten Ton« der bürgerlichen und adeligen Gesellschaft.

Barock

Den Anfang macht ein Gemälde des flämischen Barock-Künstlers Peter Paul Rubens (1577 – 1640).

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts bildete sich der Barock in Europa heraus. Ein Kunststil, der in seinem Ausdruck gefühlsbetont, üppig und prachtvoll ist. Bei der hier dargestellten Dame sehr zutreffend. Die Forschung ist sich noch nicht eindeutig sicher, um welche Person es sich hier handelt. Vermutlich wurde Susanna Lunden (1599 – 1628) porträtiert, die ältere Schwester von Rubens späterer Ehefrau Helena Fourment. 1622 heiratete Susanne ihren Mann Arnold Lunden. Der Ring an ihrer rechten Hand könnte daher ein Hinweis auf ein Eheporträt sein. Unverkennbar ist ihr auffallend prachtvolles Äußeres: ein ausladendes Hutmodell mit reichlich Federschmuck, ein großzügiges Dekolleté, geraffte Ärmel, mehrere Lagen Stoff und strahlend weiße Haut, die dem Schönheitsideal der gehobenen Gesellschaft entsprach.

Pointillismus

Der französische Maler Georges Seurat (1859 – 1891) hat mit seinem großformatigen Gemälde eines der bekanntesten Werke des Pointillismus geschaffen. Eine Stilrichtung, die dem Post-Impressionismus zugeordnet wird. Sie hatte ihre Blütezeit zwischen 1889 und 1910.

Das Gemälde zeigt Personen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten am Ufer der Seine. »La Grande Jatte« ist eine zwei Kilometer lange Insel im Fluss, die sich im Westen von Paris befindet. Die Menschen wirken starr und unbeweglich und außerdem charakteristisch für den Pointillismus: Das gesamte Werk scheint wie aus winzigen Punkten zusammengesetzt. Nicht zu übersehen sind außerdem die zahlreichen Hüte in der Bildszene, die die meisten Menschen tragen – ganz unabhängig von ihrem gesellschaftlichen Stand. So ein Hut ist an einem sehr sonnigen Tag natürlich auch sehr nützlich.

(Post-) Impressionismus

Pierre-Auguste Renoir (1841 – 1919) hat eine Vielzahl an Kunstwerken mit Frauendarstellungen und ausgefallenen Hüten angefertigt. Eines davon auszuwählen, fällt da gar nicht so leicht.

Hier handelt sich um das Porträt einer jungen unbekannten Frau mit einem eleganten, sehr weich wirkenden Hut. Stilistisch kann es noch dem Impressionismus, zeitlich aber eher dem Post-Impressionismus zugeordnet werden. Alle Stile der Malerei, die in Frankreich zwischen 1880 und 1905 auf den Impressionismus folgten, fallen in diese Kategorie. Auch Künstler wie Van Gogh, Gaugin, Toulouse-Lautrec und Cézanne gehören dazu.

Fauvismus

Mit Henri Matisse (1869 – 1954) bleiben wir räumlich noch etwas in Frankreich und bewegen uns stilistisch innerhalb der französischen Avantgarde. Genauer gesagt im Fauvismus, der sich Anfang des 20. Jahrhunderts herausbildete.

Die Dame auf diesem Bild ist die Frau des Künstlers, Amélie Matisse. Sie trägt ein aufwändiges Gewand und ein prächtiges Hutmodell. Der starke Einsatz von Farbe und die verschiedenen, aneinander gesetzten Farbflächen machen den Charakter des Bildes aus. Sie erzeugen Dynamik und Rhythmus. Das Werk von Matisse wurde erstmalig im Pariser Salon d’Automne ausgestellt und sorgte für viel Empörung bei Publikum und Kunstkritikern. Dies war der Zeitpunkt der Entstehung des Fauvismus.

Kubismus

Abgelöst wurde der Fauvismus durch den Kubismus, der vom spanischen Künstler Pablo Picasso (1881 – 1973) initiiert wurde. Sein Ziel war es, ein neues Denken in der Malerei zu prägen. Es ging nicht mehr darum, die scheinbare Realität abzubilden, sondern die Perspektive zu brechen.

Das Werk zeigt die bekannte Dora Maar (1907 – 1997), Picassos damalige Lebenspartnerin und Muse. Sie war in den 1930er Jahren eine wichtige Inspirationsquelle für den Künstler. Bei ihrer Darstellung ging es ihm nicht um das traditionelle Porträt, sondern um eine besondere Interpretation dieser Frau. In Picassos Arbeiten wurde sie oft mit Hut abgebildet. In unserem Bild erinnert ihr Porträt fast an eine Blumenvase. Dora Maar war selbst Künstlerin und im Umfeld der Surrealisten tätig.

Surrealismus

Damit sind wir schon beim letzten Kunststil angekommen: dem Surrealismus. Er wurde durch den belgischen Maler René Magritte (1898 – 1967) bekannt und lieh einer ganzen Bewegung in der Kunst und Literatur seinen Namen. Der Surrealismus basiert auf einer geistigen Haltung, die sich gegen traditionelle Normen auflehnt. Ihr Ziel ist es, den eigenen Erfahrungsschatz zu erweitern. Kunstwerke des Surrealismus zeichnen sich durch absurde, traumhafte und fantasievolle Elemente aus.

»Der Sohn des Mannes« zählt zu Magrittes wohl bekanntesten Motiven, das als Selbstporträt angefertigt wurde. Gezeigt wird ein Mann mit einer schlichten Melone, einem steifen, abgerundeten Hut. Er steht vor einer niedrigen Mauer, die den Blick auf das Meer unter einem etwas bedeckten Wolkenhimmel freigibt. Vor dem Gesicht des Mannes schwebt ein grüner Apfel. Er soll das Verborgene symbolisieren.

Tipp für die Spontanen und Reiselustigen unter euch:

Bis zum 01. März 2020 könnt ihr in Florenz in der Kathedrale dell’ immagine im Rahmen einer sogenannten »Emotion Exhibition« noch in die künstlerische Welt von Magritte eintauchen. Zu sehen sind hier nicht die originalen Kunstwerke, dafür aber berührende Projektionen von 160 Werken, die mit klassischer Musik untermalt werden. Gemütlich auf dem Boden sitzend, könnt ihr in surrealistischen Motiven schwelgen. Über Augmented Reality könnt ihr euch außerdem durch die Kunstwerke bewegen. Ein ganz besonderes Erlebnis!