Follow my blog with Bloglovin

Unterwegs mit der Staffelei – Monet und seine Gärten

Bevor CLAUDE MONET seinen berühmten Garten in Giverny anlegte und sich niederließ, wechselte er mehrfach den Wohnort. Und nicht nur das: Der IMPRESSIONIST arbeitete gewohnheitsmäßig draußen, die Staffelei stets im Gepäck. Dabei folgte er einerseits der Natur und suchte zum Malen gezielt bestimmte Orte und Gegenden auf. Andererseits kreierte der leidenschaftliche Pflanzenliebhaber selbst »Orte der Inspiration«. Einige stellt euch Autorin Elisabeth Stursberg hier im sisterMAG vor.

Unterwegs mit der Staffelei

Monet und seine Gärten

Bevor CLAUDE MONET seinen berühmten Garten in Giverny anlegte und sich niederließ, wechselte er mehrfach den Wohnort. Und nicht nur das: Der IMPRESSIONIST arbeitete gewohnheitsmäßig draußen, die Staffelei stets im Gepäck. Dabei folgte er einerseits der Natur und suchte zum Malen gezielt bestimmte Orte und Gegenden auf. Andererseits kreierte der leidenschaftliche Pflanzenliebhaber selbst »Orte der Inspiration«. Einige stellen wir euch hier vor.

Sainte-Adresse, Normandie

Mitte der 1850er Jahre hatte sich Sainte-Adresse, ein kleiner Ort bei Le Havre, zu einem Lieblingsziel wohlhabender Einheimischer entwickelt. In einer der typischen Strandvillen, dem Haus seiner Tante, verbrachte der junge Monet mehrfach den Sommer. Die Schwester seines Vaters wurde nach dem frühen Tod der Mutter zu einer wichtigen Bezugsperson des angehenden Malers, dessen persönlicher Stil sich so in einem vorrangig familiären Umfeld zu entwickeln begann. Monet verbrachte viel Zeit im Garten, der vielseitig gestaltet war und neben einem kleinen Wald auch Rasenflächen, blühende Hecken und Beete einschloss. Zweifellos prägten diese frühen Eindrücke seinen Blick auf die Natur als künstlerisches Motiv. Dabei beschränkte er sich nicht auf den heimischen Garten, sondern erschloss sich vielmehr mit Begeisterung die gesamte Umgebung. Die Staffelei hatte er stets dabei. Seine Morgenansicht des Hafens von Le Havre gab er den innovativen Namen »Impression, Sonnenaufgang« (1872), anstatt einer klassischen Motivbenennung. Der Bildtitel wurde zum Namensgeber der gesamten Bewegung und im Rückblick zum »Manifest eines neuen Genres« erklärt (arte, LINK 1).

Argenteuil, Île-de-France

Im Dezember 1871, der Deutsch-Französische Krieg war noch nicht lange beendet, da bezog Monet mit seiner Familie ein Haus in Argenteuil. Der vormals durch Landwirtschaft und Weinbau bestimmte Ort außerhalb von Paris veränderte sich im Zuge der rasch voranschreitenden Industrialisierung zwar, blieb aber ein beliebtes Ziel – für Wassersportaktivitäten. Monet, offenbar inspiriert, kaufte sich ein Boot und funktionierte es zu einem Atelier um. Sein Künstlerkollege Eduard Manet, der sich ebenfalls gerne in Argenteuil aufhielt, hielt »le bateau atelier« und darauf Monet, seine Frau malend, in einem Gemälde fest, sein Titel: »Die Barke« (1874). Monet selbst verewigte im Laufe der 1870er Jahre diverse Motive in Argenteuil: die große Brücke, den Bahnhof und mehrfach die im Hafenbecken ankernden Boote. Stilistisch markieren die Werke mit ihrem fragmentierten Pinselstrich und getupften Farbauftrag einen Höhepunkt des Impressionismus. Noch heute ist Argenteuil ein beliebtes Ziel von Touristen, die auf den Spuren der Impressionisten wandeln möchten. Das Haus auf dem Boulevard Karl-Marx, in dem Monet von 1871 bis 1878 mit seiner Familie lebte, wurde zwischenzeitlich umgebaut und wird aktuell von der Historischen Gesellschaft Argenteuil genutzt. In den kommenden Jahren soll es zu einem Monet-Museum werden, das den Besuchern die Lebensumstände des Malers veranschaulicht. Neben einem innovativen Präsentationskonzept unter Einsatz von Virtual Reality soll deshalb auch der Garten wieder ganz klassisch bepflanzt und insgesamt in seinen ursprünglichen Zustand versetzt werden. Sogar das schwimmende Atelier soll rekonstruiert und ins das Museum integriert werden.

Giverny, Normandie

Nur wenige Jahre nach Argenteuil fand Monet 1883 »seinen Ort«: Ein großes Haus in Giverny, etwa 50 km außerhalb von Paris, das er zunächst mietete und mit seiner Familie bezog. Hier sollte er bis zu seinem Tod im Jahr 1926 bleiben. Der eine Teil des später berühmt gewordenen Gartens, der Blumengarten näher am Haus, war beim Einzug bereits in Grundzügen angelegt. Dennoch war viel zu tun. Keine leichte Aufgabe, denn der Maler hatte genaue Vorstellungen und nahm die Gartengestaltung überaus ernst. Nachdem er 1890 das Haus hatte kaufen können, als die internationale Popularität seiner Werke stieg, war Monet 1893 finanziell in der Lage, auch das Nachbargrundstück zu erwerben. Erst jetzt, zehn Jahre nach dem Einzug, konnte er beginnen, auch einen Wassergarten anzulegen.  Monets Gärten waren für ihn nicht nur ein Motiv, sondern lagen ihm persönlich am Herzen. Seine ganze Familie unterstützte ihn. Er sprach auch häufig mit Freunden wie dem Pflanzenliebhaber Gustave Caillebotte oder tauschte ganz praktisch Pflanzen mit ihnen. Überhaupt gab er, der seit jeher an jedem seiner zahlreichen Wohnorte Blumen gepflanzt hatte, viel Geld für Pflanzen und das Anlegen des Gartens aus. Er sammelte exotische Exemplare, stellte Gärtner an und ließ Gewächshäuser bauen, um auch exotische Arten das richtige Klima bieten zu können. Stilistisch steht der Garten in der englischen Tradition, jeder freie Fleck wurde bepflanzt und immer blühte etwas. Hier schuf Monet viele seiner wichtigsten Werke, die ikonischen Seerosen zum Beispiel. Heute sind Haus und Garten ein Museum, für das sich jährlich mehr als eine halbe Million Besucher auf den Weg nach Giverny machen. Beide Teile des Gartens werden hervorragend in Stand gehalten und so originalgetreu wie möglich bewahrt. Allerdings ist der Wassergarten mittlerweile über eine Unterführung zu erreichen – die zwischen beiden Teilen verlaufende Straße war zu Monets Zeiten schlicht weniger befahren und konnte gewohnheitsmäßig zu Fuß überquert werden.