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Design Klassiker des Bauhauses

Das Bauhaus hat während seines Bestehens viele innovative Designobjekte hervorgebracht. Einige haben es geschafft, die Zeit zu überdauern und wurden echte Design Klassiker der Kunstschule. Noch heute schmücken sie zahlreiche Interiors, wie z.B. die »Wagenfeld-Lampe« oder der berühmte «Wassily« Stuhl von Marcel Breuer. Robert Eberhardt stellt euch hier im sisterMAG 52 bedeutende Design Klassiker des Bauhauses vor.

Design Klassiker des Bauhauses

Wagenfeld-Lampe

Das vielleicht bekannteste Produkt des Bauhauses: die Wagenfeld-Lampe, auch Bauhaus-Lampe genannt. Wilhelm Wagenfeld war 24 Jahre alt, als er ins Bauhaus aufgenommen wurde. Das Bauhaus hatte sich zum Ziel gesetzt, Industrieprodukten neben Praktikabilität auch Formschönheit und wertige Materialien zu verleihen. Diesen Anspruch erfüllte der junge Wagenfeld, als er die Tischleuchte 1923/24 als Ergebnis einer vom Bauhaus-Meister László Maholy-Nagy gestellten Aufgabe entwarf. Zur Tischlampe aus Metall und Glas wurde auch ein Werkblatt entworfen, auf dem in sachlicher Argumentation die Vorteile dieser Lampe benannt wurden: »beste Lichtzerstreuung (genau erprobt) mit Jenaer Schottglas«, »sehr stabil«, »einfachste, gefällige Form«, »praktisch für Schreibtisch, Nachttisch usw.«, »Glocke festgeschraubt, bleibt in jeder Lage unbeweglich«. Die Leuchte wird heute noch produziert.

Hohe Deckelkanne von Otto Lindig

Das Bauhaus besaß unterschiedliche Werkstätten, so auch eine Keramikwerkstatt, die im Ort Dornburg untergebracht war. Hier beendete Otto Lindig 1922 seine Ausbildung und schuf als Gesellenstück die Hohe Deckelkanne. Damit ließ er traditionelle Formen der Keramikkunst völlig hinter sich und kombinierte exzentrisch geometrische Formen miteinander. Wie in vielen Möbeln des Bauhauses findet der Betrachter verschiedene Grundformen in der Kanne: Kegel, Zylinder, Kugelabschnitt, Kreis. Die Kanne wird daher regelrecht zur Skulptur, die dank der gelben Glasur eine lebendige Ausstrahlung besitzt. Lindig wurde 1924 technischer und kaufmännischer Leiter der Keramikwerkstatt.

Wassily von Marcel Breuer

Der berühmte »Clubsessel B 3« bekam erst später den an den Bauhaus-Meister Wassily Kandinsky erinnernden Namen. 1926 hatte ihn der von Walter Gropius berufene Leiter der Dessauer Möbelwerkstatt, Marcel Breuer, als Vorzeigeobjekt des Neuen Wohnens entworfen. Der Sessel gehörte zum Mobiliar des 1926 eröffneten Dessauer Bauhaus-Gebäudes und avancierte zum Design-Klassiker. Der konstruktivistische Entwurf Breuers nutzt den Werkstoff Stahlrohr für die Konstruktion, die die Statik des Möbels offenbart und Ästhetik und Funktion in neuer Weise zusammenführt. 1933 floh Breuer aus Deutschland und baute mit Walter Gropius die Architekturfakultät der Harvard University auf.

Haus Lemke in Berlin von Ludwig Mies van der Rohe

Einfache Formen, fehlender Dekor, klare Strukturen und weiße Wände: So würden die meisten den architektonischen Bauhaus-Stil beschreiben. Doch einen einheitlichen Stil gab es nie: Walter Gropius favorisierte das kostengünstige Bauen mit Fertigteilen, Mies van der Rohe wollte die Grenzen zwischen Innen- und Außenraum verschwinden lassen, und Ernst Neufert konstruierte etwa mit einer Holzskelettbauweise.

In Berlin kann ein versteckter »Architektur-Klassiker« in Hohenschönhausen entdeckt werden. Ludwig Mies van der Rohe schuf das Haus als letztes Werk vor seiner Emigration in die USA. Auch wenn das Gebäude in Massivbauweise errichtet wurde, verwirklichte von der Rohe hier sein architektonisches Prinzip des »fließenden Raums«. Weil das Haus ebenerdig gebaut wurde, erweitern sich die Räume zur Landschaft. Öffnet man die Fenster des Arbeitszimmers, wird dieses zur Halle und verbindet sich mit der Terrasse. Heute finden hier Ausstellungen und Führungen statt.

Blick in den Maschinenraum des Columbus des Norddt. Lloyd

Dank günstiger Kleinbildkameras wurde vor allem zur Zeit des Dessauer Bauhauses viel fotografiert, u.a. von der »Meisterfrau« Ise Gropius. Auf einer siebenwöchigen Amerikareise entstand 1928 dieses Foto in den Maschinenraum des Transatlantik-Schiffes. Es folgt ganz dem Neuen Sehen, das nicht mehr pittoreske Landschaften ablichtet und einem traditionellen Blick folgt, sondern Formen und Strukturen des Sichtbaren offenlegt. Das Foto zeigt die Formensprache der neuen, technisierten Welt.