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»Desk to Success« mit Künstlerin Bernadette Schweihoff

In der Rubrik »Desk to Success« stellen wir euch regelmäßig die Arbeitsplätze spannender Persönlichkeiten vor. Für die neueste sisterMAG Ausgabe haben wir uns mit der Künstlerin Bernadette Schweihoff an ihrem Berliner Arbeitsplatz getroffen und mit ihr über den Alltag einer modernen Künstlerin gesprochen und darüber, was man für Fähigkeiten mitbringen sollte, um in der Kunstwelt zu bestehen. Lest hier das ganze Interview!

»Desk to Success« mit Bernadette Schweihoff

Alltag einer modernen Künstlerin

In der Rubrik »Desk to Success« stellen wir euch spannende Persönlichkeiten und ihre Arbeitsplätze vor. Für diese Ausgabe haben wir mit der Künstlerin Bernadette Schweihoff gesprochen. Wie sieht das Leben einer Künstlerin aus und welche Eigenschaften sollte man mitbringen, um im Kunstbusiness zu bestehen? Die gelernte Hutmacherin hat uns ihren Berliner Arbeitsplatz gezeigt und von ihren Erfahrungen berichtet. Bernadette hat einen Abschluss in Kunstpädagogik, war Teil der Klasse für Malerei und Zeichnung der Art Students League in New York und bildet sich seit 2017 durch ein Illustration-Studium nochmals weiter.

Liebe Bernadette, vielen Dank, dass wir bei dir zuhause und in deinem Atelier zu Gast sein dürfen. Magst du dich vielleicht einmal vorstellen?

Ich bin Bernadette, 34 Jahre alt, Künstlerin und lebe seit etwa 5 Jahren in Berlin. Ich bezeichne mich als Künstlerin, weil ich verschiedene Sachen mache: Zeichnungen, Illustrationen, Malerei, aber auch Masken und Fotografie. Ich beschränke mich da nicht. Es kommt immer auf das Projekt an, welches Medium ich wähle. Zurzeit studiere ich außerdem im 4. Semester Illustration an der BTK hier in Berlin. Dafür habe ich vor kurzem auch ein Stipendium bekommen. Ich bin sehr kreativ und eigentlich immer am Machen, das Tun ist mir sehr wichtig. 

Was ist charakteristisch für deine Kunst und wie hast du deinen eigenen Kunststil gefunden?

 Charakteristisch für meine Kunst ist das Animal bzw. die Animalform, wie ich sie nenne. Ich war mithilfe der Malerei auf Formensuche. Angefangen hat es mit einem Fuß und endete bei diesem Animal. Ich möchte dieser Animalform ganz bewusst keinen Namen geben und nicht festlegen, was für ein Tier es ist, weil es sich immer weiterentwickelt und man dem Betrachter auch die Möglichkeit geben muss, etwas Eigenes zu sehen. Diese Figur zieht sich durch all meine Arbeiten, egal, ob es eine Zeichnung, Fotografie, Malerei oder ein Scherenschnitt ist. Bei Auftragsarbeiten mache ich natürlich auch mal andere Dinge, aber in meinen eigenen Projekten taucht meine Animalform immer wieder auf.

In meinem Illustration-Studium habe ich außerdem Kurse wie »Character Design« und »Editorial Illustration«. Dort habe ich angefangen, aus diesen Formen einen ersten Charakter zu entwickeln. Meine Animalform hat z.B. Augen und eine Nase bekommen. Ich habe ausprobiert, wie diese Nase von der Seite aussieht und wie es ist, wenn sich die Figur dreht. Diese erste Animalform ist ein Anfang. Es wird bestimmt auch noch andere Charaktere geben. 

Was ist dir bei deinem Arbeitsplatz besonders wichtig und was darf auf keinen Fall fehlen?

Auf keinen Fall darf Papier fehlen, mein Skizzenbuch oder Zeitung! Es muss irgendwas da sein, auf dem ich zeichnen kann. Mindestens ein Stift oder Pinsel und Tusche sollten auch vorhanden sein. Irgendwas, mit dem ich kritzeln und Ideen einfangen und festhalten kann. Ich habe nicht DEN einen Arbeitsplatz, ich arbeite an verschiedenen Orten. Ich zeichne in der U-Bahn, in der Natur draußen, ich habe auch schon in meinem Bad gezeichnet. Also im Grunde arbeite ich überall, aber wenn ich einen festen Ort habe, ist es mir wichtig, dass der Platz ruhig ist und ich mich wohlfühle. Es muss ein Ort sein, wo ich zur Ruhe kommen kann. Wenn ich mich nicht wohl fühle, kann ich auch keine Ideen produzieren oder frei zeichnen und denken. Und klar, hell sollte der Arbeitsplatz auch sein.

Wie sieht ein Tag in deinem Leben in der Regel aus?

Gehen wir mal von einem Tag in meinem Studio aus! Dann stehe ich meist in der Frühe auf, gehe in die Küche und mache mir einen Ginseng-Drink mit Kurkuma. Häufig gehe ich erstmal an meinen Schreibtisch und schaue, was ich gestern gemacht habe oder, wenn ich über Nacht Ideen hatte, halte ich die schnell fest. Meist sitze ich den ganzen Tag an meinem Arbeitsplatz und arbeite. Meistens esse ich dann auch an meinem Platz, weil ich oft das Gefühl habe, keine Zeit verlieren zu wollen und vielleicht zu vergessen, was ich einfangen wollte. Wenn ich mal eine Pause brauche, springe ich auf meinem Trampolin oder gehe spazieren. Abends zeichne ich oft noch im Bett weiter oder lese ein Buch.

Was muss eine Künstlerin heutzutage deiner Meinung nach mitbringen, um in der Kunstwelt bestehen zu können?

Kunst ist im Grunde Geschmackssache. Man muss deshalb lernen, einfach das zu machen, was man machen will, das durchzuziehen und einfach nicht damit aufzuhören. Das Nichtaufhören ist eigentlich die Hauptaufgabe. Außerdem Wille. Man sollte das machen, weil man es wirklich will und auf einem inneren Drang heraus tun muss und nicht, um berühmt und erfolgreich zu werden. Das Wichtigste dabei ist, sich von diesem Weg nicht abbringen zu lassen: »Das bin ich und ich bin glücklich als Künstlerin.«. Man hat immer mal wieder Rückschläge und wird abgelehnt, aber man kriegt eben auch Zusagen. Ich denke, wenn man das berücksichtigt, kann man auch erfolgreich werden, wobei es da auch immer darauf ankommt, wie man »Erfolg« für sich definiert. Für mich persönlich bedeutet Erfolg, dass ich das tun kann, was ich tun möchte: meine Kunst. Ich habe schon so viele andere Dinge getan, aber die Kunst ist immer wieder das, was mich zufrieden macht.

Was wünscht du dir für deine Zukunft? Wo siehst du dich in 5 oder vielleicht sogar 10 Jahren?

Meine Zukunft stelle ich mir breitgefächert vor, so wie meine Arbeit. Ich möchte meine Kunst auf jeden Fall weitermachen, damit ich auch beobachten kann, wie ich mich weiterentwickle. Ich würde außerdem gerne Illustrationen für Magazine machen und Buchcover gestalten. Ich könnte mir auch gut vorstellen, Workshops zu geben oder als Dozentin zu arbeiten, weil es mir Spaß macht, mit anderen zusammen etwas zu schaffen. Im Grunde entwickelt man sich mehr weiter, wenn man auch noch andere hat und sich austauschen kann. Dadurch bekommt man selbst auch wieder neue Ideen und es gibt nicht diese Stagnation. Ich bin ein Mensch, der sehr viele Ideen hat und ich würde mich sehr freuen, wenn ich anderen mit diesen Ideen helfen könnte. Deswegen wäre vielleicht auch eine Position als Art Director vorstellbar. Aber auch soziale Projekte sind mir wichtig und möchte ich gerne weitermachen, z.B. sowas wie »Kunst gegen Kälte«, wo man als Künstlerin oder Künstler Postkarten gestalten kann, die Obdachlose dann auf der Straße verkaufen können. Als Künstlerin ist es mir wichtig, mich sozial zu engagieren und Menschen zu erreichen, die nicht in einem bestimmten Zirkel drin sind. Aber mein größter Wunsch ist es, meine Kunst weiterzumachen und davon leben zu können. 

Hast du Ausstellungen geplant? Kann man deine Kunst in nächster Zeit irgendwo bestaunen?  

Bisher hatte ich eigentlich jedes Jahr eine Ausstellung. Letztes Jahr habe ich mich das erste Mal dagegen entschieden. Das hatte damit zu tun, dass ich mit dem Studium angefangen habe und das Gefühl hatte, dass ich erstmal eine Weile an einer Sache arbeiten und mich weiterentwickeln möchte, bevor ich etwas zeige. Berlin ist eine große Stadt und ich möchte mir sicher sein, wenn ich etwas ausstelle, dass ich auch voll und ganz dahinterstehe.

Eine neue Ausstellung ist aber dennoch in meinem Hinterkopf und wird sicher im nächsten Jahr kommen, vielleicht auch noch Ende 2019. Das kann man auf meiner Homepage verfolgen, da stelle ich alle Termine online.