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Ausstellungsbericht – »Tracking Talents«

Michael Neubauer hat die Ausstellung »Tracking Talents« im Kunstgewerbemuseum Berlin besucht, in der 39 Modedesign-Studierende der Kunsthochschule Weißensee gemeinsam mit der Hochschule Trier, den französischen Kunsthochschulen ESAA Duperre Paris und Esmod Paris sowie dem Apolda Europeen Design Award bis August 2019 ihre entworfenen Modelle zum Besten gegeben haben, bei denen der Einfluss des Bauhauses deutlich spürbar ist. Einen kurzen Bericht darüber findet ihr hier im sisterMAG.

  • Text: Michael Neubauer

Ausstellungsbericht

»Tracking Talents«

Vor 100 Jahren eröffnete Walter Gropius in Weimar das »Bauhaus«. Seine Vision, eine Schule zu schaffen, die Menschen nach den katastrophalen Erlebnissen des ersten Weltkrieges für neue, zukunftsweisende Ideen begeistern kann, führte zu einer Bewegung, die weit über die 14 Jahre ihres Bestehens bis zum heutigen Tag erfolgreich fortwirkt. Mit revolutionärem Elan begannen bekannte, berühmte Maler, Architekten, Designer, Innenarchitekten, Ingenieure und Handwerker ein Gesamtkonzept für Bau, Einrichtung und Leben miteinander und füreinander zu entwickeln. Der Erfolg war grandios, für vieles entstand ein Maß, an dem sich alles Folgende messen lassen musste.

Heute nach 100 Jahren haben wir viele Ideen der Bauhaus-Schule bewusst oder unbewusst übernommen und akzeptiert. Aber auch nach 100 Jahren ist für uns das Bauhaus-Konzept, die verschiedenen Gewerke, ob Künstler oder Handwerker in ihren Ideen, ihrem Wirken zu verbinden, faszinierend. Nur so konnten Gedanken in die Praxis überführt werden, gelangten Anregungen verschiedener zu einem Ganzen.

Diesen Ideen folgte die Berliner Kunsthochschule Weißensee gemeinsam mit der Hochschule Trier, den französischen Kunsthochschulen ESAA Duperre Paris und Esmod Paris sowie dem Apolda Europeen Design Award und gestalteten in Kooperation mit dem Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin von Juni bis Anfang August 2019 die Ausstellung »Tracking Talents« im Kulturforum Berlin.

Es war keine Modemesse! All die ausgestellten Projekte stellten Entwürfe der Studierenden an diesen Hochschulen dar, ohne dass an eine Vermarktung gedacht war. Die Ausstellung zeigte die vielfältigen kreativen Ideen der jungen Nachwuchskünstler auf der einen Seite, veranschaulichte aber auch den Umgang mit Textilen und Materialien und ihre Umsetzung in ein modisches Design. Der »Bauhaus-Gedanke« hatte sich in mehrtägigen Workshops in einer engen Kooperation mit Textilmanufakturen in Apolda oder dem Textil-Institut in Chemnitz verwirklicht. Hier trafen sich Idee und Praxis, im gemeinsamen Ringen entstand aus Schieferstein und Hitze ein lederartiges Material, das sich hervorragend für modische Taschen eignen würde oder eine »alte« Rundstrickmaschine zauberte in Chemnitz dank der Kreativität einer Weißenseer Masterschülerin Stoffmuster mit bis zu 60 verschiedenen Farben. Das »Bauhaus« ist auch dabei, wenn die Workshops den gegenseitigen Austausch unter den Teilnehmern fördern, die Anwendung technischer und digitaler Arbeitsmittel zeigen und den späteren Absolventen Kontakte und Einsatzmöglichkeiten bieten.

Von 39 Studierenden konnten 50 entworfene Modelle unterschiedlichster Kreationen bestaunt werden: tragbare, mit Phantasie erstellte, gewagte, statusbezogene, maschinengestrickte, gewebte, taillierte und die Figur verschweigende. Zu allem wurde Stellung genommen – ob in Leder, Wolle, Leinen, Seide, Baumwolle, Folie oder gar aus Schieferstein. Ein raumgroßes Abbild der Apoldaer Lederwerkstatt zeigte den Raum und demonstrierte das Zusammenspiel zwischen Design und Handwerk auf.

Man möchte den jungen Modedesignerinnen und Modedesignern zurufen, ja, es ist eine Freude, auch in Deutschland so viel kreatives Interesse für Mode zu finden. Bitte nicht nachlassen!