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Zur Ausstellung »Monet. Orte« im Museum Barberini, Potsdam

Seit im Januar 2017 das Museum Barberini am Alten Markt in Potsdam seine Pforten öffnete, erleben wir museale Highlights in ununterbrochener Folge. Das Gesamtkonzept der Dauerausstellung reicht von den Alten Meistern bis zur Moderne. Schwerpunkte sind die Kunst der DDR, deutsche Maler nach 1989 und der Klassizismus. Von Anfang an warb es mit ereignisreichen Sonderausstellungen, die das Museum weit über Potsdams Grenzen bis ins Ausland bekannt machten. Begann es 2017 mit »Klassische Moderne und Impressionismus« begeisterten in den folgenden Jahren Werke Max Beckmanns, Gerhard Richters, des Neoimpressionisten Henri-Edmond Cross, Picassos Porträts seiner Jaqueline oder Wege zum Barock das oft weit gereiste Publikum. Erfreuten sich weit über 100 000 Besucher erst vor kurzem an Van Goghs Stillleben, erleben wir jetzt einen weiteren Höhepunkt in diesem agilen Haus: Claude Monets (1840 – 1926) Schaffen vom ersten dokumentierten Gemälde bis zu den späten Seerosenbildern, die er in seinem Garten in Giverny anfertigte (Wer mehr über die Orte Monets erfahren möchte, kann in unserem Artikel »Unterwegs mit der Staffelei – Monet und seine Gärten« mehr erfahren). Die Werkschau entstand in Zusammenarbeit mit dem Denver Art Museum. Eine Reihe der Bilder stammt aus dessen Bestand und vor Potsdam wurden Monets Werke in Denver gezeigt. So wie bei allen vorausgegangenen Ausstellungen vervollkommnen weitere Leihgaben aus zahlreichen internationalen Museen und Privatsammlungen die Präsentation. Das Besondere jedoch ist, dass 34 der über 100 Exponate der Sammlung Hasso Plattner entstammen und damit Professor Plattners bewundernswertes Engagement für dieses Haus, seine Großzügigkeit und seinen Kunstsinn aufs Neue würdigen.

 

Getreideschober, 1890
Claude Monet
Öl auf Leinwand, 73 x 92,5 cm
Museum Barberini,
Fotografie: © Lutz Bertram, Berlin

Ein Glanzpunkt der Ausstellung ist der Kauf eines weiteren »Getreideschobers« erst im letzten Jahr durch die Hasso-Plattner-Stiftung. Prof. D. Hasso Plattner sagte dazu in den Potsdamer Neuesten Nachrichten vom 20.02.2020:

„Dieses Bild wollte ich immer haben, seit ich es vor langer Zeit im Museum in Chicago gesehen hatte. Damals habe ich nicht im Traum daran gedacht, solche Bilder überhaupt jemals zu kaufen. Aber ich wusste: Das ist ein besonderes Bild. … Die Gebote waren alle sehr hoch. Gerüchten zufolge waren es Chinesen, die das Bild haben wollten – die haben ja Geld wie Heu! Aber da hat die Stiftung gesagt: Jetzt ist Schluss, das muss der europäischen Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Ich stimme dem zu, das Bild gehört nach Europa. …“
Potsdamer Neuesten Nachrichten vom 20.02.2020

»Monet. Orte« ist wie eine Biografie Monets in Bildern, wenn man seine »Orte« als die Stationen seines Lebens und Wirkens begreift. Betrachtet man seine Bilder, die durch gleißendes Licht, stimmungsvolle Motive zu unterschiedlichen Tageszeiten, Naturimpressionen oder durch vielfarbige, vom tiefen blau bis ins orange rutschende Variationen für Himmel und Wasser begeistern, so kann man fast vergessen, wie schwer seine Anfangsjahre in finanzieller Hinsicht waren, wie sehr Schulden drückten oder Wohnorte gewechselt werden mussten. Seine erste Frau verstarb mit nur 32 Jahren.

Die Tuilerien, 1876
Claude Monet
Öl auf Leinwand, 54 x 73 cm
Marmottan Monet, Paris
Photo: © Bridgeman Images, Berlin

Was ihm half, war die Begeisterung für die Malerei, für seine, die er losgelöst von akademischen Vorgaben sah, in die er von Wetter, Jahres- und Tageszeiten abhängige Landschaftsbilder in den schönsten Farben projizierte. Dazu brauchte er Orte, Motive, die er nach seinen Vorstellungen suchte. Dafür nahm er sich Zeit. Die wechselnden vom Licht abhängigen Stimmungen verleiteten ihn dazu, gleiche Motive zu verschiedenen Zeiten zu malen oder gleichzeitig auf mehreren Leinwänden zu arbeiten.

Landschaft auf der Insel Saint-Martin, 1881
Claude Monet
Leinwand, 73 x 59,7 cm
Privatsammlung

Claude Monet lebte in einer Gemeinschaft gleichgesinnter Künstler, die die klassischen akademischen Vorgaben ablehnten und ihre Motive so malten, wie sie sie subjektiv sahen, wie sie auf sie wirkten, was sie bei ihrem Anblick fühlten. 1866 malte Monet »Frauen im Garten«, dabei fasste er den Entschluss, direkt in freier Natur zu malen, weil er nur so die wechselnden Effekte des natürlichen Lichts einfangen konnte. Er ließ Farbe und Linie unmittelbar verschmelzen, weil es »seine Art war, so zu sehen«. Diese neue Tendenz verdeutlichte er in dem 1872 entstandenen Bild »Impression, Sonnenaufgang«, das der Stilrichtung »Impressionismus« ihren Namen gab.

Waterloo Bridge, Sonne, 1903
Claude Monet
Öl auf Leinwand, 63,5 x 98,4 cm
Denver Art Museum

Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 – Monet verbrachte diese Zeit in London – fanden von 1874 bis 1886 acht Impressionismus-Gruppenausstellungen in Paris statt, an deren Gelingen Monet großen Anteil hatte. Die Bilder dieser »Avantgarde« bekamen zunehmenden Zuspruch, so dass Claude Monet, mittlerweile mit seiner zweiten Frau Alice liiert, finanziell aufatmen konnte.

Jetzt, nachdem Arbeiten in der Normandie, im Wald von Fontainebleau (Schule von Barbizon), Stadtansichten von Paris, Flusslandschaften um Argenteuil, Winterimpressionen, der Nebel von London festgehalten waren, die ländliche Idylle von Vetheuil und das holländische Zaandam viele Leinwände zierten, erreichten Claude und Alice ihren letzten Ort: das ländliche Giverny. Hier schuf er sich »seinen« paradiesischen Wassergarten, den eine japanische Holzbrücke und zahlreiche Wasserrosen zierten, Motive bis zu seinem Lebensende. Von hier aus unternahm Claude Monet Reisen an die Riviera, nach Bordighera, an die raue Atlantikküste im Norden Frankreichs, nach London und in das zauberhafte Licht Venedigs. Von allen Reisen erzählen seine Bilder.

Blick auf Bordighera, 1884
Claude Monet
Öl auf Leinwand, 66 x 81,8 cm
Hammer Museum, Los Angeles, Sammlung Armand Hammer
Seerosen, 1903
Claude Monet
Öl auf Leinwand, 81 x 100 cm
The Dayton Art Institute, Ohio

All das kann man in der Potsdamer Ausstellung im Museum Barberini bis zum 1. Juni bewundern. Eine wunderschöne Zeitreise entlang Monets Staffelei, die uns an all seine Orte führt. Man kaufe den prächtigen 280-seitigen Ausstellungskatalog (Prestel 2020), der in einer Reihe hervorragender Essays Monet mit seinen Gedanken, Gefühlen, Motiven, Kollegen, Sorgen und Erfolgen lebendig werden lässt.

Ein umfangreiches Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm ist unter www.museum-barberini.com/veranstaltungen zu erfahren.

Man verlässt das Museum mit dem erhebenden und dankbaren Gefühl, weil Herr Professor Hasso Plattner seine 34 Monet-Gemälde für alle Zeit hängen lassen wird und darüber hinaus seine gesamte Sammlung (über 100 Werke) von Monet, Renoir, Morisot, Sisley, Pissarro, Cross, Signac und weiteren Malern des Impressionismus und Postimpressionismus ab 5. September 2020 dauerhaft im Museum Barberini zu sehen sein werden. Potsdam!

„Weil ich glaube, dass meine Sammlung französischer Impressionisten und Post-Impressionisten eine Qualität hat, die man zeigen sollte. Mir geht es nicht darum, dass Vermögen verpflichtet oder so etwas. Die Bilder sind so überragend gut, dass andere sie auch sehen sollen. Ich möchte, dass sich alle daran erfreuen können. Und ich hatte sowieso geplant, dass sie am Ende in Potsdam verbleiben - sonst hätte ich das Museum Barberini ja nicht gebaut.“
Professor Plattner in den Potsdamer NN vom 20.02.2020

»Monet. Orte«

22. Februar bis 01. Juni 2020
Museum Barberini, Potsdam
Humboldtstr. 5-6
14467 Potsdam

Öffnungszeiten:
Täglich außer Dienstag 10 bis 19 Uhr
Am ersten Donnerstag im Monat 10 bis 21 Uhr

Eine wunderbare Ergänzung zur Ausstellung Monet. Orte im Potsdamer Museum Barberini stellt der Roman »Die Frau im grünen Kleid« von Stephanie Cowell dar. Hier die Künstlerbiografie über Monet und seine erste Frau lesen.