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Der Siegeszug der Regenjacke

Auch in sisterMAG No. 63 wirft Moderedakteurin Marie Jaster wieder einen Blick auf die Laufstege dieser Welt. Dieses Mal nimmt sie Regenjacken und Regenmode allgemein unter die Lupe und stellt ihre 5 liebsten Begleiter vor.

Vom Schützengraben auf den Laufsteg

Der Siegeszug der Regenjacke

Ich beneide all diejenigen, denen der Satz noch nie vorgehalten wurde: »Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung.« Denn ja, in dem Satz mag jede Menge Wahrheit stecken, doch man kriegt ihn meistens in Situationen zu hören, wenn er das letzte ist, was man gebrauchen kann. Zum Beispiel, wenn man gerade auf einer Hochzeit Ende August in dem Kleid steht, das man in monatelanger Vorbereitung dafür erwählt und gekauft hat und der überraschende Temperatursturz auf 12 Grad nicht einberechnet wurde. Ja, genau in so einer Situation, wo einem kalt ist und man sich am meisten über sich selbst (und den Wettergott) ärgert, bringt so ein Besserwisser-Statement das Fass schnell zum Überlaufen.

Damit wir besagte Situation diesen Herbst aber nicht erleben müssen, eilt dieser Artikel zur Hilfe. Denn heute unterhalten wir uns über Regenkleidung, Gummistiefel und wasserfeste Materialien –und wer jetzt am liebsten weiter blättern würde, der sollte noch einen Moment warten, denn gleich haben wir gemeinsam die Erkenntnis, dass regenfeste Kleidung sehr modisch sein kann. Beweise liefern unter anderem jede Menge High-Fashion-Designer*innen mit ihren Kollektionen.

Ein Kleidungsstück mit viel Historie

Aber auch die Geschichte, in die wir jetzt hineintauchen, lehrt uns, dass Regenkleidung schon oft en vogue war. Da wäre zum Beispiel der erste wasserfeste Regenmantel von Macintosh, dessen Geschichte bis auf das Jahr 1823 zurückgeht. Denn in diesem Jahr erfand der Chemiker und Erfinder Charles Macintosh einen wasserdichten Baumwollstoff, den er mit in Gummi löslicher Textilfarbe imprägniert hatte. Nach einigen Materialverbesserungen wurde der berühmte Regenmantel schnell zur Arbeitskleidung der britischen Polizei und während der beiden Weltkriege zur Regenbekleidung der Streitkräfte des Vereinigten Königreichs. Heute ist Macintosh ein feststehender Begriff für eine Regenjacke.

Das englische Wetter brachte aber noch einen zweiten ikonischen Regenmantel hervor: den Trenchcoat. Er wurde etwas später als der Macintosh entwickelt, nämlich Ende des 19. Jahrhunderts von Thomas Burberry. Die Grundlage dafür schuf Burberry 1870 mit der Erfindung von Gabardine, einem speziellen Webstoff, der sehr strapazierfähig und wasserabweisend ist. Auch dieser Mantel wird im Ersten Weltkrieg bei den Soldaten eingesetzt, aber erst Hollywood-Stars wie Humphrey Bogart und Audrey Hepburn machen ihn in den Fünfziger-Jahren in der Allgemeinheit berühmt.

Ungefähr zur gleichen Zeit entstand auch das erste regenfeste Schuhwerk, die Gummistiefel. Der Amerikaner Hiram Hutchinson erwarb 1853 von Charles Goodyear die Lizenz zur Fabrikation von Gummistiefeln, kurz darauf gründete er eine Fabrik. Henry Lee Norris tat es ihm in Schottland gleich, 1955 präsentiert die Firma den ikonischen grünen Gummistiefel. Beide Unternehmen gibt es übrigens heute noch unter dem Namen Aigle und Hunter Boots. Bis heute garantierten sie vor allem eines: trockene Füße.

Abgelöst wurden Gummistiefel in ihrer Funktion in den 80er-Jahren, denn im Jahr 1969 entdeckte Robert W. Gore das Material Gore-Tex. Auf einmal konnten auch Turnschuhe und Lederschuhe mit der Innovation wasserdicht hergestellt werden.

Nachdem die Menschen also jahrhundertelang dem Regen einfach ausgesetzt waren und mit Holzschuhen auf Feldern arbeiteten und im Krieg kämpften, war die Erfindung von regenfester Kleidung und Schuhwerk nicht einfach nur komfortabel, sondern eine echte Verbesserung der Lebensbedingungen. Heute sind wir dank stabiler Gebäude, vielen Jobs in Büros und dem Transport durch Züge, Autos und Busse den Wetterbedingungen nicht mehr ganz so schutzlos ausgeliefert wie unsere Vorfahren, trotzdem ist Regenbekleidung ein fester Bestandteil der meisten Garderoben. Und wer kann uns das verdenken, schließlich wird Regenkleidung mit jedem Jahr immer weniger rustikal, sondern kann bei der gleichen Funktionalität sogar noch modisch aussehen. Ihr wollt Beweise?

Auf einmal regnet es auf dem Runway

Ikonische Regenpieces wie der Trenchcoat, der Macintosh, aber auch Gummistiefel, Regenschirm und natürlich auch die funktionale Regenjacke werden in der Herbst- und Wintersaison immer wieder aufgegriffen. Klar, schließlich ist der Herbst die ideale Jahreszeit, um Funktionsbekleidung an Mann und Frau zu bringen. Da wäre zum Beispiel Bottega Veneta, die nicht nur Regenmäntel wieder modisch gemacht haben, sondern vor allem klobigen Gummistiefeln das Adjektiv stylisch verliehen haben. Seitdem sieht man immer weniger gequälte Modeikonen auf Fashion Weeks in High Heels im strömenden Regen, sondern in knallig-bunten Boots von Modeliebling Bottega Veneta.

Überall beliebt hingegen ist der klassische Regenmantel. Ob im transparenten Look als Festival-Cape inszeniert wie bei Dolce & Gabbana, als Anorak-Jacke bei Christian Dior, als Lack-Trench wie bei Isabel Marant oder mit Metallic Finish bei Chanel … es regnet einfach überall auf der Welt, kein Wunder, dass Stammkund*innen da auch gerne auf die Luxusversionen des Regenanoraks zurückgreifen möchten.

Wasserdicht und geschäftstüchtig – 5 Regenbegleiter

Wer allerdings nicht das finanzielle Budget aufweist, um mit Chanel Regenboots, Bottega Veneta Anorak und Dolce & Gabbana Cape durch den Regen zu stolzieren, muss nicht traurig sein. Denn inzwischen haben viele Brands, Newcomer wie traditionell, das Potenzial der Funktionskleidung erkannt und bieten Trockenheit und Windschutz in sehr modischen Designs an. Hier kommen meine Top-5-Lifesaver, wenn das nächste Tiefdruckgebiet naht.

Studio Wetter

Schon mal Gedanken über einen Regenschirm gemacht? Eben nicht und genau das ist das Problem. Denn Zuhause sammeln sich dann die Notkäufe aus dem Discounter, wenn man wieder vom Regen überrascht wurde und das ist wirklich alles andere als nachhaltig. Dem wollen Larissa Hunekohl, Ramona Hartmann und Carla Dikdur entgegenwirken und haben deshalb 2020 Studio Wetter gegründet. Jetzt kann man wunderschön designte, fair produzierte Regenschirme kaufen und sich deshalb vielleicht ja sogar über den nächsten Schauer freuen.

Rains

Der Name Rains lässt nicht viel Interpretationsspielraum. Aber das ist nun mal das Grundelement, vor dem die Marke seine Käufer*innen schützen möchte. Hier wird Trockenheit wirklich großgeschrieben, denn das dänische Brand bietet nicht nur Regenjacken, sondern auch wasserfeste Schuhe, Rucksäcke und Taschen, Kopfbedeckungen, Decken und Co.! Sicherheit wird hier großgeschrieben!

Stutterheim

Für Stutterheim verlassen wir kurz Dänemark und kehren in Stockholm ein. Auch hier kennt man sich mit Regen bestens aus und hat dieses Wissen in alle Produkte von Stutterheim eingebracht. 2011 wurde das Unternehmen gegründet und seitdem sind die gummierten, wasserfesten Jacken nicht mehr aus unseren Kleiderschränken wegzudenken. Was Stutterheim besonders gut umsetzt? Regelmäßig kommen spannende Design Collabs mit aufstrebenden Modelabels heraus, ebenso wird auch an Kinder und Hunde gedacht!

Ganni

Zugegeben, Ganni ist vielleicht nicht das klassische Unternehmen für regenfeste Kleidung, aber das dänische Superbrand hat zusammen mit Bottega Veneta dafür gesorgt, dass Gummistiefel jetzt als modisches Statement gelten. Deswegen gehören sie unbedingt in die Favoriten-Liste. Neben den klobigen Gummistiefeln, die sich besonders gut als Bruch zu verspielten Kleidern und Miniröcken machen, gibt es saisonal auch immer Kapuzenjacken. Wasserfest und modisch? Das kann Ganni wirklich!

Barbour

Kommen wir zum Urgestein der Regenjacken – neben Burberry, Macintosh und Aquascutum. Barbour ist schon seit 1894 für seine Wachsjacken bekannt und wurde vorrangig vom Adel zur Jagd getragen. Grund dafür war seine Wetterbeständigkeit, aber auch die grüne Tarnfarbe. Prinzessin Diana sorgte in den Neunziger Jahren dafür, dass der elitäre Look cool wurde und mittlerweile ist Barbour auch für seine stylischen Kooperationen mit It-Girl Alexa Chung bekannt. Also egal, ob im Schloss oder auf dem Festival, eine Barbour-Jacke macht mittlerweile überall eine gute Figur.