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Bauhaus-Design im Haushalt

Als das Bauhaus 1919 als Designschule gegründet wurde, um Kunst und Handwerk später auch mit der Technik zu vereinen, ahnte wohl noch niemand, dass die Kooperationen und Kreationen einmal weltweit bekannt sein würden. Eine Zusammenarbeit ist dabei ganz bemerkenswert, nämlich die mit dem Spezialglashersteller SCHOTT. Seinem Glas hauchten findige Bauhaus-Schüler und -Meister neues Leben ein. So zogen unter anderem die »Sintrax«-Kaffeemaschine, das Wagenfeld-Teeservice und der Eierkoch in deutsche und internationale Haushalte ein. Autorin Marlen Gruner stellt euch das Bauhaus-Design im sisterMAG vor.

Bauhaus-Design im Haushalt

Wie die Kooperation von SCHOTT Jenaer Glas und der Designschule Glasformen revolutionierten

Als das Bauhaus 1919 als Designschule gegründet wurde, um Kunst und Handwerk später auch mit der Technik zu vereinen, ahnte wohl noch niemand, dass die Kooperationen und Kreationen einmal weltweit bekannt sein würden. Eine Zusammenarbeit ist dabei ganz bemerkenswert, nämlich die mit dem Spezialglashersteller SCHOTT. Seinem Glas hauchten findige Bauhaus-Schüler und -Meister neues Leben ein. So zogen unter anderem die »Sintrax«-Kaffeemaschine, das Wagenfeld-Teeservice und der Eierkoch in deutsche Haushalte und in die  der ganzen Welt ein.

14 Jahre existierte das Bauhaus: 1919 wurde die Designschule in Weimar gegründet und 1933 in Berlin geschlossen. Eine vergleichsweise kurze Zeit und doch eine bedeutsame! Denn diese 14 Jahre prägten die Bereiche Kunst, Gestaltung und Architektur nachhaltig – bis heute ! In der Ideenwerkstatt arbeiteten und inspirierten sich Künstler, Kunsthandwerker und Architekten gegenseitig. Credo der Designschule war es, Kunst, Handwerk und Technik auf experimentelle Weise zu verbinden und damit Form und Funktion zu vereinen. Und genau dies taten einige ihrer Schüler und Meister bei dem Jenaer Unternehmen SCHOTT.

Vom Labor- zum Haushaltsglas

In seiner Firma hatte der Chemiker Otto Schott 1887 hitze- und chemikalienbeständiges Glas entwickelt, sogenanntes Borosilikatglas. Dieses feuerfeste Spezialglas wurde vor allem für Geräte im Labor, für Beleuchtungsglas, pharmazeutische Ampullen und Flaschen verwendet. 1927 übernahm Ottos Sohn Erich Schott die Geschäftsführung des Unternehmens.

1923 fand die erste Bauhaus-Ausstellung in Weimar statt, die u.a.ein Musterhaus zeigte, das „Haus am Horn“.  In seiner Küche wurden  Glasbackschüsseln aus dem Hause SCHOTT – damals »Schott & Gen.« – gezeigt. Bauhaus-Gründer Walter Gropius fielen die  »vorzüglichen Backgefäße« sofort auf, aber gewisse »formale Schwächen« (1) glaubte er zu erkennen und bot Schott daraufhin die Zusammenarbeit an. Erich Schott erkannte die Chance,  so mit seinem Unternehmen durch potenzielle Innovationen neue Märkte erobern zu können. 1931 engagierte er den früheren Bauhaus-Schüler Wilhelm Wagenfeld nach einem Vortrag über »Maschine und Handwerk« (2) als freien Mitarbeiter. Wagenfeld forderte Schott in seiner Präsentation mit den Worten heraus:»Sie beauftragen Wissenschaftler und Techniker, aber keine Künstler«,   worauf der kritisierte Unternehmer antwortete:   »Zeigen sie mir doch mal, was sie können« (3). , Die Herausforderung stand, es galt, alte Formen zu überarbeiten und neue zu kreieren.

Wagenfeld entwirft ein legendäres Teeservice

Und das tat er: Wagenfeld studierte das Material Glas, um herauszufinden, welche designtechnischen und funktionalen Möglichkeiten ihm der Werkstoff bot. Noch 1931 entwarf er das berühmte Teeservice, das künstlerisches Design mit praktischem Nutzen verbindet und damit dem Bauhaus-Credo folgte, Kunst und Technik zu vereinen.

Das Service besteht aus Tellern, Tassen, einer Zuckerschale, einem Milchgießer und der ikonischen Teekanne. Sie wurde zum Designklassiker und ist – ebenso wie die anderen Teile – gegen chemische Einflüsse resistent und zudem robust gegen mechanische Einwirkungen. So einfach diese Entwürfe schienen, so komplex waren sie auch. Sie machten Wilhelm Wagenfeld zu einem bedeutenden Industriedesigner seiner Zeit und darüber hinaus.

Wagenfeld kreiert den Eierkoch

Bis 1935 entwarf Wagenfeld eine ganze Reihe von Haushaltsgläsern, darunter Koch- und Backgeschirr, Auflaufformen, Pressglasteller, Saucieren, Krüge und den Eierkoch.Dieser entstand im Jahr 1933 im Rahmen der Entwürfe für das Teeservice und sollte dank seiner unverwechselbaren Form und vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten Designgeschichte schreiben.

Die Verwendung zum Eierkochen ist übrigens denkbar einfach: Rohes Ei hineinschlagen, mit etwas Salz und Kräutern würzen, Deckel plus Spange aufsetzen und im vorgeheizten Wasserbad bis zu sechs Minuten kochen. Alternativ kann das Ei mit Zutaten nach Belieben verfeinert werden. Auf den Erfolg des Eierkochs 1 für ein Ei folgte Nummer 2 für zwei Eier und schließlich zwei große Ausführungen in L und XXL.

Marcks entwickelt die »Sintrax«-Kaffeemaschine 

Doch zurück zum Bauhaus und einer weiteren Innovation. Der Bildhauer und Grafiker Gerhard Marcks leitete an der Hochschule bis 1925 zwar die Keramikwerkstatt. Doch das sollte ihn nicht davon abhalten, sich mit dem Werkstoff Glas zu beschäftigen. 1924/25  entwarfder Bauhaus-Meister  die ersten Modelle für die »Sintrax«-Kaffeemaschine für das Jenaer Glaswerk Schott & Gen.Sie waren an die »Sintrax«-Glasfiltergeräte aus dem 19. Jahrhundert angelehnt. Marcks machte sich dabei ihr Vakuum- bzw. Unterdrucksystem zu Nutze und verband diese Technik mit dem feuerfesten Glas von SCHOTT und verpasste seiner Kreation ein ansprechendes und wegweisendes Design.

Der Name ist eine Kombination aus den Worten Sintern – also die Veränderung von Stoffen durch Erhitzen – und Extrahieren. Die »Sintrax« wurde 1926 der Öffentlichkeit vorgestellt und ging ab 1927 als erstes Haushaltsgerät in Produktion, das SCHOTT nach den Entwürfen eines Bauhaus-Designers herstellte. Und das – neben all den anderen Kreationen – in Haushalte auf der ganzen Welt einziehen sollte.