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Frida Kahlo – in „Junge Kunst“, Verlag Klinkhardt & Biermann, München von Teresa Grenzmann – eine Rezension

In ihrer Monografie zitiert die Autorin den Jugendfreund Frida Kahlos (1907 – 1954), Alejandro Gomez Arias mit folgender Einschätzung:

„Die Persönlichkeit dieser Frau war so vielschichtig und widersprüchlich, dass man sagen könnte, es gab viele Fridas.“
"Frida Kahlo", Klinkhardt & Biermann München, Teresa Grenzmann, S. 34

Eine Ambivalenz, die ihr ganzes Leben bestimmte. 

Teresa Grenzmann beschreibt in einer sehr übersichtlichen, reich bebilderten Weise das schwierige Leben Frida Kahlos.
Schon als Jugendliche wollte sie andersartig sein, trat maskulin und selbstbewußt auf. Als 12 jährige zeichnete sie ihr erstes Selbstbildnis und übergab es ihrer Freundin mit den Worten
„Ich übersende dir hier mein Porträt, damit du dich an mich erinnerst“.
Ein in ihrem 18. Lebensjahr gemaltes „Selbstbildnis mit Samtkleid“ (1926) schenkte sie ihrem Freund Alejandro mit den selbstverliebten Worten „Dein Botticelli“.

In ihrer eigenen Betrachtungsweise lebte sie permanent in einem Zwiespalt, Gegensätze bestimmten ihre Gefühlswelt. Mexikanische, aber auch europäische Wurzeln, ihre sprichwörtliche Fröhlichkeit und Lebenslust bei gleichzeitigem Lebensschmerz, Selbstdarstellung und Selbstzweifel, das Wechselspiel zwischen Glück und Schmerz, Wertschätzung und Abstoßung durch ihren Mann Diego Rivera generierten zwangsläufig „Zwei Fridas“, die sie beide 1939 in einem ihrer berühmten Gemälde malte.

Frida Kahlo war einzigartig, aber ihr Leben alles andere als ein ruhiger Weg. Eine angeborene offene Spaltbildung an der Wirbelsäule (Spina bifida) ließ das rechte Bein dünner und kürzer werden als das linke. Mit 18 Jahren war sie das Opfer eines schweren Verkehrsunfalles mit zahlreichen inneren Verletzungen. Beide Umstände forderten immer wieder Krankenhausaufenthalte, zahlreiche Operationen, Fixierungen, schwere Restriktionen im Alltagsleben. Nur ein immenser Lebensmut, eine übernatürliche Lebensfreude ließen sie neben einer dritten, vielleicht der wichtigsten Eigenschaft durchhalten: ihrer Freude am Malen.

Und wen wundert es, Charakter, Leidensweg, Trotz, Emanzipation und der  leidenschaftliche Wunsch, beachtet zu werden, ließ sie Selbstporträts in allen nur möglichen Varianten fertigen,
das Porträt als Stellvertreter, … der Wunsch nach einem Dialog durch ihre Kunst“ (S. 17).

Dem schon berühmten Diego Rivera (1886 – 1957) zeigte sie nicht nur ihre Bilder, sondern 1 Jahr später, 1929, waren sie ein verheiratetes Paar. Keine einfache Zweisamkeit! Ihre Ehegelübde standen des öfteren nur auf dem Papier. Neben einer Reihe interessanter Partner teilte Frida ihre Freuden auch mit Frauen. Diego und Frieda ließen sich scheiden, … und heirateten später wieder. Ihre gemeinsame politisch-kommunistische Einstellung bot neben ihrer Zuneigung die Basis.

Ausstellungen in den USA und in Frankreich machten Frida Kahlo international bekannt, unabhängiger, selbstbewusster. Die ernste, stolze Gefasstheit wurde zum Markenzeichen ihrer Bilder und ihres bewußt weiblichen Auftretens.
Aufträge folgten. 

Die Frage, was macht sie zur großen Künstlerin, beantwortet die Autorin mit dem Außergewöhnlichen, dass sich bei Frida Kahlo das Menschliche mit dem Künstlerischen untrennbar miteinander verbindet (S.32). Ihre bewegte Biografie führte sie zu einer Porträtkunst, die ihr „Erleben und ihr Innenleben“ (S.21) auf verschiedene Weise widerspiegelt. Dabei bediente sie sich einer volkstümlich mexikanischen, farbenfrohen Malweise, so wie sie ihre Wirklichkeit empfand.

Eine Surrealistin zu sein, lehnte sie ab. Im Gegenteil, wortreich distanzierte sie sich von den hochmütigen Surrealisten, behauptete sich in der von Männern dominierten Kunstwelt, ließ sich auch von ihrem Mann Diego nicht unterkriegen. All diese Eigenschaften machen sie für junge Frauen in der heutigen Welt zu einem großen Vorbild. 

Auf 55 Seiten gelingt es Teresa Grenzmann vorzüglich, all dieses, das Leben Frida Kahlos, ihre Gefühle, Entscheidungen und die Wahl ihrer Kunst zu beschreiben.
Vielleicht wüßte mancher noch präziser, ob Diego Rivera wirklich der Mithilfe am Überfall auf Trotzki (S.29) bezichtigt werden kann oder wer wohl Partnerinnen auf Fridas Irrwegen waren, allerdings sind es Fragen, die Fridas Persönlichkeit in keiner Weise berühren.

Der reich mit Werken Frida Kahlos bebilderte Text „Frida im Spiegel“ wird durch eine ausführliche Biografie ergänzt. Hervorzuheben sind „Fundstücke und Dokumente“ von Zeitgenossen, die die Frau und die Künstlerin Frida Kahlo bestens charakterisieren.