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Die Geschichte von Filz, seine Herstellung und Verwendung

Woran denkt man, wenn man das Wort Filz hört? An Filzpantoffeln, an Filzstiefel, aber auch an „verfilzt“ – undurchschaubaren, korrupten Beziehungsgeflechten. Unternehmt mit uns eine fesselnde Reise durch die Geschichte des Filz – von den frühesten Anfängen bis zur modernen Fertigung. Erfahrt außerdem, wie Filz als zeitloses Material die Welt der Kunst, Mode und Industrie geprägt hat.

Was halten wir vom FILZ?

Die Geschichte des Filz, seine Herstellung und Verwendung

 

Woran denkt man, wenn man das Wort Filz hört? An Filzpantoffeln, an Filzstiefel, vielleicht auch an eine Filzlaus. Dann wandern die Gedanken schon zu „verfilzte“,  undurchschaubare, korrupte Beziehungsgeflechte, die Ergebnisse, Vorteile, Gewinne, Standpunkte erzwingen, die den ehrlichen Bürger, erfährt er davon, erschauern lassen.

Es ist kein Wunder, dass man diese Gauner mit dem Filz in Beziehung bringt. Man muss sich den eigentlichen „Filz“ nur mal anschauen. Die Tierfasern sind nicht strukturiert verwoben. Durch ihre anhängenden Schuppen und massiven äußeren Druck sind sie zu einem festen, im Vergleich zu Gestricktem oder Gehäkeltem nicht differenzierten, flächigen Textil komprimiert. Filz ist kein Gewebe, sondern ist ein Vlies. Die für ein Gewebe typischen rechtwinklig aufeinandertreffenden Kett- und Schussfäden sucht man in einem Filz vergebens.  Man kann nur schwer einschätzen, was da alles so drin ist und wirkt, … eben „verfilzt“.

Das Wort „Filz“ diente nach dem 15. Jahrhundert auch als Schimpfwort für „bäurische, grobe, tölpelhafte Menschen“. Sie waren „grober Filz“, Grobiane. Als „kargen Filz“ betitelte man sparsame, knausrige Zeitgenossen. Auch das Wort „Filzbauer“ stammt aus alten Tagen und meinte „grobe Bauern“, die sich mit derber Filzkleidung gegen Kälte schützten.

Filz gibt es also schon lange, weil es eine ganze Reihe guter Eigenschaften hat: Es wärmt, ist wasserabweisend und strapazierfähig, saugfähig, kann Kopf und Körper schützen, dämmt und die Mode schmückt mit Filz ihre Kreationen.

Filz besteht aus Schafwolle oder anderem Tierhaaren und industriell werden oft Synthetikfasern beigemischt.

Folgende Arbeitsgänge führen beim historischen „Nassfilzen“ zu dem bekannten Produkt: maschineller Druck und Schub mit Dampf und Seifenlaugen presst die Fasern aufeinander ergänzt durch wiederholte Beigabe von Feuchtigkeit und schließlich von Farbe. Nochmals folgt mechanisches „Walken“, damit die Fasern sich mit ihren Schuppen vermischen und verkeilen, also wieder Kneten, Drücken und Ziehen.

Diese Art der Herstellung ist schon sehr alt. Alle Arbeitsgänge konnten und können so auch per Hand durchgeführt werden.
Die Herstellung von Filzen ist auch durch „Trockenfilzen“ möglich. Dabei wird das trockene Material mit sogenannten Filznadeln in eine bestimmte Form gebracht. Heute fertigt man Filz auf diese Weise oder noch neuartiger mit einem gepulstem Wasserstrahl.

Filz ist pflegeleicht, weil durch die dichte Faserstruktur Schmutz oder Flüssigkeiten nur schwer eindringen können. Je nach Verschmutzung hilft Absaugen, Abbürsten und Abwaschen mit diversen Waschmitteln. Bügeln und chemische Reinigung sind möglich.

Aber auch Filz hat einen echten Feind: die Motte! Lässt man sie gewähren, hinterlässt sie im Vlies ärgerliche Löcher.

In der Türkei wurde filzähnliches Gewebe gefunden, dass wahrscheinlich schon 2600 v. Chr. gefertigt wurde. Filz gab es fortan zu allen Zeiten und weit verbreitet, wie Funde in Pompeji, in der Mongolei und auf den tibetanischen Höhen zeigen. Neben Bekleidung diente das Filz für Jurten und Zelte. Über all die Jahre war Filz ein bewährtes Textil, vor allem um sich zu wärmen. Seine vielseitigen Eigenschaften erweiterten allerdings seine Anwendungen rasant. Neben Bekleidung, Hüten, Schals, Trachtenkleidung, Stiefel, Pantoffeln und Taschen kamen technische Anwendungen dazu. Gleich ob als Dämmung gegen Temperaturen und Geräusche, als Gleitmittel, Dichtung, Gasfilter oder als Polierfilz – Filze sind in der Industrie nicht wegzudenken. Beliebt ist die Verwendung von Filz als Mittel zur Tischdekoration z.B. als Set oder Tischläufer.

Hier eröffnen sich viele Möglichkeiten für individuelle kreative Ideen zum Basteln mit Filz. Täschchen, Untersetzer, Aufnäher oder Eierwärmer – man kann fast alles aus Filz mit Geduld, Liebe und Geschick herstellen. Unter www.filzshop24.de. kann man kleinere Mengen Filz in jeder Form und Farbe bestellen. Anregungen zum Basteln findet man unter https://www.handmadekultur.de/projekte/filz.

So ist der Weg zur Kunst nicht weit. Kein geringerer als Joseph Beuys (1921 – 1986), der in diesem Zusammenhang sein bekanntes Credo: „Jeder Mensch ist ein Künstler“ postulierte, trug als Markenzeichen nicht nur einen Filzhut, sondern nutzte Filz auch als künstlerisches Mittel.

Fast wichtiger und bedeutender ist die Anwendung in der Mode. Es gibt fast keine Bekleidung, die es nicht auch aus Filz gibt – modern, in allen Farben, bequem zu tragen. Filz ist auch als Mode-Accessoire wichtig. Aktuell werden Rockmodelle mit Blumenvariationen bestückt, aus Sei­de, Jako­nett, Ba­tist, Eng­lisch­leder, Satin, Perkal, Taft oder eben auch aus Filz. Filze als Aufnäher, neutral oder eine Aussage ausweisend, sind schon länger bekannt, ebenso wie Taschen, Handyschoner oder Muffs aus Filz.

Anhand dieser Aufzählung möchte man fragen: „Was kann mehr als Filz?“. Aber schon, dass Filz den Menschen über tausende Jahre treu gedient hat, beantwortet diese Frage umfassend mit „Fast nichts“!