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Eine kleine Geschichte des Abendbrotes

Schnell ein Brot mit Butter bestreichen. Käse, Gurken oder Wurst dazu und fertig ist wohl das bekannteste Essen überhaupt, das allseits beliebte Abendbrot. Unser kaltes Abendessen findet zwar seinen Ursprung in der mittelalterlichen »Putterpomme«, ist aber als Hauptmahlzeit erstaunlicherweise noch recht jung. Wie es überhaupt zum Abendbrot kam und was die Industrialisierung damit zu tun hatte, zeigt euch unsere kleine Kulturgeschichte von Barbara Eichhammer im sisterMAG.

Eine kleine Geschichte des Abendbrotes

Schnell ein Brot mit Butter bestreichen. Käse, Gurken oder Wurst dazu und fertig ist wohl das bekannteste Essen überhaupt, das allseits beliebte Abendbrot. Unser kaltes Abendessen findet zwar seinen Ursprung in der mittelalterlichen »Putterpomme«, ist aber als Hauptmahlzeit erstaunlicherweise noch recht jung. Wie es überhaupt zum Abendbrot kam und was die Industrialisierung damit zu tun hatte, zeigt euch unsere kleine Kulturgeschichte.

Die Esskultur vom Mittelalter bis zur Neuzeit

Schon im Alten Rom war es üblich, zwei Mahlzeiten pro Tag zu sich zu nehmen, wovon das Abendessen (im Lateinischen die »CENA«) meist aus einem warmen Getreidebrei mit etwas Gemüse bestand. Auch im MITTELALTER standen in den meisten europäischen Regionen je zwei Mahlzeiten pro Tag auf dem Speiseplan: eine am Morgen und eine am späteren Abend, meist warm mit Brei. Die mittelalterliche Esskultur spiegelte dabei Standesunterschiede wider: Frisches Essen galt als Statussymbol schlechthin.

Das Butterbrot

So genoss es die europäische Elite, große Mengen an frischem Fleisch zu essen, auch im Winter, wenn die ärmeren Schichten nur eingelegte oder getrocknete Fleischvarianten zu verzehren hatten. Bereits ab dem 14. JAHRHUNDERT entstand das bis heute beliebte BUTTERBROT in Norddeutschland, als der Handel in den Hansestädten aufblühte. Durch den wirtschaftlichen Zusammenschluss der Hanse konnten Roggenmehl für Sauerteig, Milchrahm für Butter und Salz aus Nordeuropa nach Deutschland transportiert werden. Die Kaufleute brachten auch neue Konservierungsmethoden mit Salz aus dem Ostseeraum mit, so dass Butter fortan in größeren Mengen haltbar hergestellt werden konnte. Während sich bis dato nur der ADEL BROT leisten konnte, ermöglichten die neuen Handelsgüter nun vor allem Arbeitern und Bauern, ihre »PUTTERPOMME« (wie das Butterbrot damals hieß) als kalte Zwischenmahlzeit ähnlich der Vesper der Mönche zu essen. Bis sich das Butterbrot aber von einer Nebenmahlzeit zum Hauptgang mauserte, sollte es noch einige Jahrhunderte dauern. Denn auch in der frühen Neuzeit bildete das warme ABENDMAHL mit mehreren Gängen die Hauptmahlzeit eines Tages. Erst Ende des 19. JAHRHUNDERTS konnte Butter aufgrund neuer Kühltechniken auch ohne Salz haltbar gemacht werden. So eroberte das BUTTERBROT aus dem Norden nun ganz Deutschland und entwickelte sich zum beliebten Imbiss für Industriearbeiter.

Das Abendbrot ab dem 20. Jahrhundert

Bis ins 20. JAHRHUNDERT hinein war es noch üblich, abends warm zu essen. Erst im Zuge der Industrialisierung änderte sich auch diese Esskultur. Zwischen den Jahren 1920 und 1950 entstand das traditionelle kalte Abendessen, also das, was wir heute unter Abendbrot verstehen. Der Grund hierfür waren die neuen Arbeitsbedingungen: Durch den Ausbau von Fabriken und die 40-Stunden-Woche, entstanden vermehrt Kantinen, die die Arbeiter mittags mit warmem Essen versorgten. Auch die traditionellen Geschlechterrollen änderten sich mit den zwei Weltkriegen so grundlegend, dass unsere Essensgewohnheiten dies widerspiegelten. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg etwa die Zahl der erwerbstätigen Frauen deutlich an. Sie hielten sich nun genauso lange in der Arbeit auf wie ihre Männer, so dass abends keine Zeit mehr blieb, aufwendige, warme Mahlzeiten zuzubereiten. Zugleich sorgte der zunehmende Einsatz von Maschinen dafür, dass die körperliche Belastung und damit auch der tägliche Kalorienbedarf für die Arbeiter sanken. Zwei große warme Mahlzeiten pro Tag waren nun nicht mehr nötig. Das KALTE ABENDBROT setzte sich endgültig durch und wurde zur geliebten Tradition.

Unterschiedliche Formen des Abendessens

Das Familienessen

Das bekannteste ABENDESSEN ist das Familienessen, das gemütlich im Kreis der engsten Familie stattfindet. Dazu werden die Speisen auf Holzplatten und in Schüsseln direkt auf dem Tisch serviert, so dass sich jeder selbst bedienen kann. Kulturgeschichtliche Forschungen zufolge gilt daher das gemeinschaftliche Abendbrot gar als demokratischste Mahlzeit – auch im Sinne der Geschlechterrollen. Weil nämlich nicht einer kochen muss, sondern sich alle ihr Essen selbst zusammenstellen können. Immer beliebter wird diese Form des Abendessens mittlerweile bei größeren Festen. So sind sogenannte »FAMILY STYLE DINNER« bei Hochzeitsfeiern mittlerweile groß im Kommen. Auch das berühmte Kinfolk Dinner des gleichnamigen Magazins erinnert an gemütliche Familienessen.

Die Dinnerparty

Eleganter und förmlicher gestaltet sich die sogenannte Dinnerparty, die bei einem mehrgängigen Menü am Abend im FREUNDESKREIS gefeiert werden kann. Die Tradition reicht dabei auf abendliche Zusammenkünfte des englischen Adels in seinen Herrschaftshäusern zurück. Ein GEDECKTER TISCH, feine Kleidung und ein mehrgängiges Menü machen die DINNERPARTY zum beliebten Erlebnis.

Das Candlelight Dinner

Das romantische Candle Light Dinner ist ein beliebtes Event für Pärchen. Das Abendessen bei Kerzenschein wurde allerdings erst ab den 1930ER Jahren als außergewöhnlich romantisch angesehen. Denn seit Anfang des 20. Jahrhundert war es mit der Erfindung der Elektrizität eigentlich in Mode, in Restaurants essen zu gehen, die bewusst hell erleuchtet waren. Elektrische Beleuchtung galt allerdings für viele als vulgär und zu grell; Kerzenschein hingegen wurde mit der elitären Vornehmheit des Adels assoziiert. So gab es ab 1910 beispielsweise TEA ROOMS im Greenwich Village, die absichtlich nur Kerzenlicht verwendeten, um sich von der Masse der elektrisch beleuchteten Konkurrenz abzuheben und guten Geschmack zu signalisieren. Candlelight Dinner entwickelten sich ab den 1950ER Jahren als edlere Alternative zum herkömmlichen Restaurantessen.