Follow my blog with Bloglovin

Evelyn Richter – Kunstpalast Düsseldorf

„Fotografie hat zum größten Teil nichts mit Technik zu tun. Man benötigt sie zwar, aber Technik ist nur der einfachere Teil und nützt dir, allein genommen, nichts. (unbekannt) “
https://foto-zitate.de/zitate-zur-fotografie/2/

Der Kunstpalast Düsseldorf würdigt mit seiner aktuellen Ausstellung „Evelyn Richter“ (1930 – 2021) das umfangreiche Lebenswerk einer der erfolgreichsten deutschen Fotografinnen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie lebte 40 Jahre in der DDR.
Nicht jeder wird ihre Arbeiten kennen, aber ihre Biografie, ihre Art, die Arbeit zu gestalten, ihre Themen berühren und begeistern auf den 2. Blick jeden.

Die Kuratorin der Ausstellung Linda Conze antwortet im Online-Magazin „Kultur-Kino-Bildung.de“ auf die Frage :
„Aber Evelyn Richter ist schon der Beweis dafür, dass der Osten immer grau war?“:

„Nein, gar nicht. Ich finde, dass sich der Osten Deutschlands in ihren Bildern sehr vielfältig zeigt. Ich denke, dass die Ausstellung eine Möglichkeit für ein westdeutsches Publikum ist, das eigene Bild von Ostdeutschland zu überprüfen und andere Bilder zu sehen als die, die wir möglicherweise im Kopf haben.“
https://www.trailer-ruhr.de/linda-conze-interview-evelyn-richter-kunstpalast-duesseldorf vom 30.08.2022

 

Evelyn Richter
Moskau, 1957
Silbergelatineabzug
© Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung
im Museum der bildenden Künste Leipzig

Es ist die erste große Einzelausstellung zu Evelyn Richter in Westdeutschland. Mit einer Auswahl von 150 Bildern zeigt sie in 9 Themenkomplexen die umfangreiche Sicht dieser Ausnahmekünstlerin auf 40 Jahre ostdeutsche Nachkriegswirklichkeit.

 

Evelyn Richter
Kampfgruppe, Berlin, um 1968
Kunstpalast, Düsseldorf
Silbergelatineabzug
© Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung
im Museum der bildenden Künste Leipzig

Ihre Bilder wurden stille Zeugen des Lebens in einem Land, das meinte, das Gute zu wollen, aber in Beliebigkeit, Verdruss und Ablehnung landete. Evelyn Richter verstand es, Themen des einfachen Alltages zu wählen, in denen sich die Betrachter wiederfinden. 

 

Auf allen Bildern zeigen sich Menschen, die Dinge tun, Gedanken formen, wie Du und ich – man bleibt stehen und erinnert sich als Ostdeutscher an die ähnlich erlebten Situationen. Menschen waren ihre Modelle, einzeln, in Gruppen, bei der Arbeit, mit ihren Maschinen, zu Hause, im Urlaub.

 

Evelyn Richter
Koppenplatz, Berlin, um 1971
Kunstpalast, Düsseldorf
Silbergelatineabzug
© Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Museum der bildenden Künste Leipzig

Dabei verfolgte sie diese Themen in Zyklen, um Ursachen und Folgen aufzuzeigen. Nachdenkliche, offene, grüblerische oder fragende Gesichter sprechen den Betrachter an. Menschen waren ihre Aufgabe – Porträts, auch von sich selbst, von Zeitgenossen, Künstlern, Menschen im Museum, Menschen denen sie auf ihren Reisen begegnete, in der Freizeit, in der Eisen- oder Straßenbahn, in Situationen, die wir alle kennen und nachvollziehen können. 

So spricht sie uns an. Sie verschickt Botschaften, ohne anzugreifen, stille, sensible Bilder erinnern an die Tage der friedlichen Revolution. 

Evelyn Richter
Berlin, 23. Dezember, 1989
Silbergelatineabzug
© Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Museum der bildenden Künste Leipzig

 

 

Evelyn Richter
David Oistrach. Berlin, 1963
Silbergelatineabzug
© Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Museum der bildenden Künste Leipzig

 

Ihre Bilder waren nicht nur Einzelwerke, sondern intensiv und mit kreativer Hingabe schuf sie in Buchform Künstlerbiografien für Davis Oistrach und Paul Dessau. In einem dritten Werk „Entwicklungswunder Mensch“ illustrierte sie den Text eines Psychologen zum Leben zwischen Geburt und Schuleintritt.

 

 

Evelyn Richter
Selbstinszenierung. TU Dresden, 1952
Silbergelatineabzug
© Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Museum der bildenden Künste Leipzig

 

 

Vor dem Krieg geboren studierte Evelyn Richter nach einer Lehre zur Fotografin an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, wurde aber nach 2 Jahren exmatrikuliert. Sie wurde exmatrikuliert, „weil der Hochschulleitung ihre Kommilitonenporträts als zu hoffnungslos erschienen“, gar nicht den optimistischen Willen als die“Kampfreserve der Partei“ ausdrückten.

Ihr eigener Weg begann. Bis in ihr hohes Alter blieb sie eine freischaffende Fotografin. 

Frau Evelyn Richter lehrte seit 1981 „Fotografische Kunst“ an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und für kurze Zeit an der Fachhochschule in Bielefeld. Eine Ehrenprofessur 1991 adelte ihre weitreichenden fotografischen Erfolge. Von ihren Reisen, die sie nach Moskau, New York und Venedig führten, zeugen ihre fotografischen Eindrücke. Schon 1957 war sie in Moskau. Anlass war ein Weltjugendtreffen. Ihre größere Kamera war kaputt gegangen, so dass sie sich mit einer Kleinbildkamera behelfen musste. Dabei blieb es bis zu ihrem Ende, in der Regel schwarz/weiß. Es gibt eine Reihe heute bekannter Fotografen wie Erasmus Schröter, Christiane Eisler, Marion Wenzel, Bertram Kober, Wieland Krause und Werner Lieberknecht, die ihr Gedankengut in ihrer Weise umsetzen. Evelyn Richter fotografierte bis in 80. Lebensjahrzehnt. Anläßlich ihres 90. Geburtstages würdigte das Dresdner Albertinum mit dem Titel „Focus Evelyn Richter“ diese große deutsche Fotografin. 

Die aktuelle Ausstellung in Düsseldorfs Kunstpalast gliedert sich beginnend mit Evelyn Richters Biografie in Kapiteln, die sich an den Themen ihrer fotografischen Langzeitprojekte orientieren.
Es beginnt mit Sowjetunion, wo sie 1957 weilte. Weitere Themen sind „Straßen und Plätze“, „Unterwegs“, „Musik“, „Porträt“, „Arbeit“, das Buch „Entwicklungswunder Mensch“ und  „Menschen in Ausstellungen“

 

 

Evelyn Richter
Chirurgin Karin Brachmann an der Universitätsklinik. Leipzig, 1989
Silbergelatineabzug
© Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Museum der bildenden Künste Leipzig

„Form transportiert den Inhalt. Form allein ist Kunsthandwerk. Evelyn Richter “
Https//www.kodiakmedia.at/qzitate.html

„Evelyn Richter“
22.September bis 8. Januar 2023

KUNSTPALAST
Ehrenhof 4-5
40479Düsseldorf

Öffnungszeiten
Di-So
11–18 Uhr

Donnerstag
11–21 Uhr

Begleitprogramm und Führungen unter
https://www.kunstpalast.de/