Fotografie und Kunst
Schon fürchteten die Kunstmaler ernstzunehmende Konkurrenz als in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit Louis Daguerre und Henry Fox Talbot die Fotografie ihren Siegeszug begann. Aber Kreativität, Einfallsreichtum, Zeitgeist, Krieg und soziale Nöte beflügelten die bildenden Künstler bis in die ersten 30 Jahre des 20. Jahrhunderts in einem Maße, so dass die neue Technik im künstlerischen Bereich nur vereinzelt punkten konnte ( z.B. mit dem Piktorialismus). Gleich ob es Impressionisten, Kubisten, Symbolisten, Expressionisten, Surrealisten oder Vertreter der neuen Sachlichkeit waren, sie alle beschäftigten und begeisterten die Kunstwelt. Aber die ersten unter den Fotografen, wie z.B. Alfred Stieglitz (1864 – 1946) (https://www.daskreativeuniversum.de/alfred-stieglitz-biografie/), regten sich und verwendeten ihre Technik für phantasievolle Bilder. Und während nach dem 2. Weltkrieg die Amerikaner das Abstrakte zur wahren Kunst kürten, entwickelte sich in einer frappierenden Weise die Fotografie vor allem in der Schwarz/Weiß-Technik zur einem wichtigen Medium in der Kunst. Technische Modalitäten, variante Bildeinstellungen oder Motivbearbeitungen ließen die Fotokünstler Bilder schaffen, die Gefühle, Stimmungen, Erinnerungen in ihrer Aussage noch eindringlicher und wirkungsvoller an den Betrachter bringen als so manches gemalte abstrakte Bild.
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ROBERT POLIDORI
Cadre Vide Chateau de Versailles,
1985
© Robert Polidori / Courtesy of CAMERA WORK Gallery
Wie Robert Polidori arbeitet
Zu ihnen gehört in vorderster Reihe ROBERT POLIDORI. Seit den 1980iger Jahren ist er auf der ganzen Welt unterwegs, fotografiert Bauwerke, Schlösser, Häuser, Hütten und Garagen, lässt den Betrachter mit Bildern allein, die von Verlassenheit, Verwesung und Zerstörung erzählen, ganz leise, ohne einen Anflug des Sensationellen oder Katastrophalen. In seinen Bildern zeigt er Schönheit, Glanz und Reichtum, und er zeigt, was mit all diesem wird, wenn wir es verlassen müssen. Es ist ein Blick zurück, ganz im Stillen.
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ROBERT POLIDORI
Darbanga Ghat
viewed from the boats leading into the Ganga Varanasi,
U8ar Pradesh,
India, 2003
© Robert Polidori / Courtesy of CAMERA WORK Gallery
Fotozyklen des Künstlers Robert Polidori
Er widmet sich Strukturen, Elementen und Materialien, die in ihrer fantasievollen Ablichtung schon wieder an das abstrakt Gemalte faszinierend erinnern. Robert Polidori hat in seiner ganz eigenen Sprache die Architektur Amerikas fotografiert, die aufwendigen Restaurationsarbeiten am Château de Versailles festgehalten, hat 2001, 15 Jahre nach der Nuklearkatastrophe in Tschernobyl mit seinen gewagten Aufnahmen gezeigt, wie so etwas „danach“ aussieht und er war in den noch feuchten, vollkommen zerstörten Häusern nach der Flutkatastrophe 2005 durch den „Hurricane Katrina“ in New Orleans. Es gibt Fotografien von allen Kontinenten, von Indien, Brasilia, aus dem Libanon, aus Museen und von schönen alten Autos in Havanna.
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ROBERT POLIDORI
Green Car Havana, 1997
© Robert Polidori / Courtesy of CAMERA WORK Gallery
Welche Gedanken begleiten Polidori bei seiner Arbeit
Er will erinnern. Bilder, die zeigen, dass von dem „Früher“ meist nur ein Andenken bleiben kann.
In seinem Buch „Hotel Petra“, das Hotel war im libanesischen Bürgerkrieg von 1975 – 1990 zerstört worden, berichtet der Fotograf Robert Polidori über seine Eindrücke. 2010 hatte er sich Zugang in das verlassene Gebäude verschafft, fast zwanzig Jahre nachdem es eingemottet worden war, und war fasziniert von dem, was er entdeckte: „Es ist wirklich selten, Beispiele für solch eine ungestörte Zersetzung zu finden, … ich betrachtete diese Mauern als einen lebendigen Prozess des langsamen Verfalls, dessen Ergebnis den Anliegen vieler zeitgenössischer abstrakter Maler sehr ähnlich war …nur war ihre Entstehung in diesem Fall nicht festgelegt oder beabsichtigt,“erklärt er.
Wie lernen wir Robert Polidori kennen?
Robert Polidori wurde 1951 im kanadischen Montreal geboren, lebt seit den 1970iger Jahren in New York, wo er in einem Filmarchiv von Jonas Mekas in seinen jungen Jahren den Zugang zur Fotografie fand. Robert Polidoris Arbeiten wurden mit mehreren Awards der Kunstfotografie, unter anderem mit dem Alfred Eisenstaedt Award ausgezeichnet. Er lebt auch heute in New York, oft in Paris. Arbeiten Robert Polidoris werden u.a. im Victoria and Albert Museum London, im New Yorker Museum of Modern Art und im Metropolitan Museum of Art New York gezeigt. Seine Fotografien wurden in Paris, Brasilia, New York, Los Angeles und Minneapolis ausgestellt. Er arbeitet regelmäßig für „The New Yorker“, „Geo“ und „Architectural Digest Deutschland“. Bücher und Fotokataloge künden von seiner umfangreichen Arbeit.
Die virtuelle Ausstellung bei Camera Work in Berlin
Schwerpunkt der aktuellen Ausstellung in der CAMERA WORK Virtual Gallery bilden die Serien „Versailles“ und „Havana“.
Die virtuelle Ausstellung ist weltweit 24 Stunden täglich an 7 Tagen in der Woche bis zum 15.02.2023 zugänglich: www.camerawork.de/virtualgallery.
CAMERA WORK Gallery
Kantstraße 149 ·
10623 Berlin
Dienstag bis Samstag · 11 bis 18 Uhr
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ROBERT POLIDORI
La Galerie Basse Chateau de Versailles, 1986
© Robert Polidori / Courtesy of CAMERA WORK Gallery
Die virtuelle Ausstellung ist weltweit 24 Stunden täglich an 7 Tagen in der Woche bis zum 15.02.2023 zugänglich: www.camerawork.de/virtualgallery.
CAMERA WORK Gallery
Kantstraße 149 ·
10623 Berlin
Dienstag bis Samstag · 11 bis 18 Uhr