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David Yarrow »STORYTELLING« Galerie CAMERA WORK, Berlin

David Yarrow
The King’s Speech, 2022

Was für ein Bild! Wie intim diese Nähe! Dieser Blick! Schafft er nicht Vertrauen, auch wenn es der eines Löwen ist ?
Wie sollte man vor diesen ruhigen Augen Angst bekommen. Nichts verrät, was so ein Löwe noch alles kann. Und diese Mähne, gehört sie überhaupt zu diesem Löwengesicht? Als würde das Gesicht durch einen Kranz unzähliger Haare hindurchschauen, schön der breite Nasenrücken mit den zu beiden Seiten hellen, weichen (?)  Wangen. Selbst das gefürchtete Maul ruht in sich.

Andere Gedanken provoziert diese Löwen-Nähe. Klar, im Zoo sah man schon einen Löwen, aber weiter hat es dann nicht gereicht.
Man fragt sich, gibt es noch genug von dieser herrlichen Schöpfung der Natur auf dieser Welt?
Erinnerungen an Filmerlebnisse mit so einem königlichen Tier tauchen auf, wie z.B. die an den Film „Der König von Narnia“. Und, es sei mir verziehen, selbst der Vorspann des Hollywood Filmstudios „Metro Goodwyn Mayer“ steht vor mir.

Wer kann solche Bilder machen – in dieser Klarheit, Gediegenheit, Ruhe und selbstmörderischen Nähe – nur einer, das ist David Yarrow (*1966).
Mittlerweile weltberühmt, lassen sich seine Bilder in der ihn vertretenden Berliner Galerie Camera-Work bestaunen.
Gleich ob als großformatiges Fotogemälde präsentiert, ob im Katalog oder im Bildband dargeboten, es ist einfach überwältigend, wie der Fotograf die verschiedensten Raubtiere in einer für sie oft ungewöhnlichen Umgebung mit überraschender Raffinesse und gekonntem Arrangement darstellt.

David Yarrow fotografiert nicht, sondern macht, produziert Bilder. Eine lange Vorbereitung einer jeden Fotogeschichte gehört dazu. Er beschäftigt  sich im voraus mit Land und Leuten seines fotografischen Zieles, kennt Bilder anderer Fotografen, die in diesem Gebiet gearbeitet haben und studiert intensiv die Eigenart der Tiere und die dazugehörige Landschaft. Sein Ziel ist, dem späteren Betrachter das typische Umfeld der fotografierten Tiere zu vermitteln. Die eigentliche Aufnahme ist der letzte Schritt im Prozess seines umfangreichen künstlerischen Arbeitens.

„Mein Ziel ist es nicht, das Verhalten von Tieren so zu dokumentieren, wie es ein Fotograf von National Geographic tun würde (obwohl ich großen Respekt vor ihnen habe). … Ich möchte künstlerische Bilder schaffen, Unikate, intime Fotografien mit Seele, Tiefe und Gefühl.“
aus „Wie ich Fotos mache“ Midas-Verlag, 2022, S.22

So entstehen charakteristische Traumbilder wie eine Elefantenherde vor dem mächtigen Kilimandscharo, „Garden of Eden“ genannt, der von Kälte, Eis und Schnee gezeichnete Bison in „Winters Coming“ im Yellowstone-Nationalpark, Wyoming 2020 oder mein Lieblingsbild „The Factory“, Lena, Kenia, 2017, eine Gruppe von Zebras.

Die lokalen Umstände verlangen neben einer umfangreichen Kenntnis der Fototechnik, Geduld, Ausdauer, Freude und Leidenschaft für diese Kunst. Fototechnisch stellt David Yarrow hohe Ansprüche an seine Arbeiten. Ganz im Mittelpunkt stehe der Fokus, schreibt er dazu in seinem Buch „Wie ich Fotos mache“. Präzise muß das Wichtigste, in der Regel das Auge eines Tieres, in diesem Brennpunkt der Aufnahme stehen. Schärfe entscheidet über die Qualität eines Bildes. Besonders hebt er die Augen eines Wolfes hervor, klar, fast unheimlich, seien sie. Lange Reisen in entlegene, oft einsame Teile dieser Welt, gehören zu seiner Arbeit.

In der Regel macht David Yarrow monochrome Schwarz/Weiss-Bilder. Er übernahm diese Technik, weil in seinen jungen Lehrjahren berühmte Sportfotografen großer englischer Zeitungen, wie Eamonn McCabe und Chris Smith, das so machten. Selten greift er zur Farbe, eher immer dann, wenn attraktive Damen das Motiv verzaubern. Beispiele sind das Tankstellenbild aus dem Jahr 1992, „Ice, Ice Baby“ von 2023, „Art Miami“ von 2023 oder das ausgestellte „Pretty Woman“ auch aus diesem Jahr.

 

 

David Yarrow
Pretty Woman, 2023

 

Ein provozierendes Sexy-Girl flirtet mit einem sexy Auto und dessen Besitzer – Insignien der Neuzeit, während historische industrielle Backsteinbauten und eine Brücke aus Stahl und Eisen daran erinnern, woher wir kommen.

Eine Fotogeschichte produzierte David Yarrow in St- Moritz. Da durften selbst Wolf und Pferd die Bar des berühmten „Badrutt`s Palace“ aufsuchen. Ein Aufschrei der Tierschützer war vorprogrammiert. Dabei vergessen diese, wie tiergerecht und umsichtig David Yarrow mit den Tieren umgeht. Es gibt wenige Künstler, die aufgrund ihres Erfolges, so viel Geld an Umwelt- und Tierschütz-Vereinigungen spenden wie David Yarrow.

„Zu Beginn des Jahres 2020 dokumentierte Yarrow die verheerenden Waldbrände in Australien, die große Landteile zerstört haben. Mit den bedrückenden Bildern startete er die #KoalaComeback-Kampagne, um den Wiederaufbau zu unterstützen. Bereits nach wenigen Monaten konnten mehr als £1.4 Mio. gesammelt werden. “
https://camerawork.de/kuenstler-david-yarrow/

Woher wir kommen, wohin wir gehen.
Wie kein anderes zeigt das Leben von David Yarrow, besonders in der heutigen Zeit, dass nur Anstrengung, Mut und vielleicht ein wenig Glück zum Erfolg, zu einem zufriedenen Dasein führen können. Yarrows Glück war, als er als 20jähriger das weltbekannte Porträt von Diego Maradona nach dem Finale der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko schoß, aber danach ergriff er mit Fleiß, Lernfreude und viel Engagement die weiteren Schritte seiner Laufbahn. Studium des Finanzwesens, Arbeit als Börsenmakler bis zur Gründung eines eigenen Hedge-Fonds – immer allerdings rumorte etwas im Hintergrund: die Liebe zur Fotografie. Durchblättert man auch hier seine zahlreichen Produkte, erkennt man schnell, dass nur neue Ideen, Zielstrebigkeit und vor allem Können zum Erfolg führen.

Jedes Bild von David Yarrow erzählt eine Geschichte, jedes Bild löst Bewunderung, Staunen, Nachdenken aus.
Man kann sich nur bedanken.

David Yarrow
„Parts Unknown“, (2023)

Schnee in Hülle und Fülle, der gut zur Ausstellungs-Zeit passt, viel Qualm, der wohl eher nicht in unsere Zeit passt, aber wie schön er sein kann, so symmetrisch, wie ein Kegel verlässt er das Eisenross, das Menschen seit 1804 an ihr Ziel brachte, auch durch tiefen Schnee.

Toll, David Yarrow!

Galerie Camera Work
Kantstraße 149
10623 Berlin

Dienstag bis Samstag  11 – 18 Uhr

49 (0) 30 3100776
info@camerawork.de