Follow my blog with Bloglovin

Zur Ausstellung »Der preußische Apoll: Prinz Louis Ferdinand« im Kunstgewerbemuseum Schloss Köpenick

Es gibt kein Jubiläum, keinen runden Geburtstag, keinen zu beachtenden Todestag – es gab ganz einfach die Idee, die seit Jahren in den Brandenburgischen Schlössern ertönende Musik mit dem für das 19.Jahrhundert typischen Musikleben in den Salons zu verbinden. Im Schloss Köpenick wird von Mai bis Oktober 2019 in regelmäßiger Folge „Musik der Salons“ erklingen, die sich in drei Räumen des Kunstgewerbemuseums mit dem musikalischen Schaffen und der Darstellung des turbulenten Lebens des preußischen Prinzen Louis Ferdinand (1772 bis 1806) befassen. Einer der glanzvollen Mittelpunkte der Berliner Salons um 1800 war Louis Ferdinand, Neffe Friedrichs II. – brillanter Pianist und hochbegabter Komponist.

Prinz Louis Ferdinand
Jean Laurent Mosnier, 1799
© Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg / Roland Handrick

Louis Ferdinand wuchs zunächst als Sohn des jüngsten Bruders Friedrichs II., Prinz Ferdinand von Preußen und Luise, Prinzessin von Brandenburg-Schwedt im Schloss Friedrichsfelde auf. Später bezog die Familie das neu errichtete Schloss Bellevue am Berliner Tiergarten.  Frühzeitig improvisierte der musikbegeisterte temperamentvolle, ungestüme Louis am Klavier, beteiligte sich an Hauskonzerten und gab in jungen Jahren bereits Konzerte. Musik spielte in der näheren Verwandtschaft eine große Rolle. Onkel Friedrich II. spielte Flöte, der Cousin Friedrich Wilhelm II. war ein hervorragender Cembalist, Tante Amalie beherrschte das Orgelspiel und Onkel Heinrich unterhielt in Rheinsberg ein Hoforchester.

Vorbestimmt und von ihm ersehnt war aber natürlich die militärische Karriere, der er sich mit aller Kraft, Mut und Entschiedenheit widmete. Erfolg auf dem Schlachtfeld war Voraussetzung für Ruhm und Anerkennung in der Gesellschaft. Im Krieg gegen Frankreich 1792/93 verdiente er sich diese Anerkennung, als unter seiner Leitung die Rückeroberung einer Festung in Mainz gelang. Der preußische Heldenprinz war geboren.

Prinz Louis Ferdinand
„Österreichische Krieger dankt ihm das Leben“
Vor Main, 14. Juli 1793
Medaille, Abraham Abramson
Foto: Michael Neubauer

Äußere Erscheinung, musische Begabung, Kunstverständnis, Charakter und Charisma öffneten ihm die Berliner Salons und die Herzen der Frauen. Nach zahlreichen Affären, unter anderem auch mit der verwitweten Prinzessin Friederike, Schwester der Königin Luise von Preußen banden ihn zwei bürgerliche Frauen: Henriette Fromm, mit ihr hatte er 2 Kinder und vor allem jedoch Pauline Wiesel, die er bis zu seinem Tod „unaussprechlich“ liebte.

Links: Luise + Friederike von Preußen

Rechts: Pauline Wiesel, 1805 (Künstler unbekannt)

Die Liebe zur Musik und zum Komponieren begleitete ihn auf allen Wegen, gleich ob am frühen Morgen oder in der Nacht, Improvisieren auf dem Klavier bändigte seine überschäumenden Kräfte. Noch am Abend vor seinem letzten Gefecht spielte er bis Mitternacht. Beethoven, Schumann, Mendelssohn-Bartholdy u.a. schätzten seine Werke. Unter Musikern seiner Zeit war er Gleicher unter Gleichen.

Foto: Michael Neubauer
Ludwig van Beethoven widmete 1804 dem Prinzen das Konzert für Klavier und Orchester
Nr. 3 C-Moll op. 37
Foto: Michael Neubauer

Prinz Louis Ferdinand war kein reicher Mann. Sein ganzes Leben war von Finanzsorgen und Schulden überschattet. Sein ausschweifender Lebenswandel auf der einen Seite, aber auch Großzügigkeit in jede Richtung waren dafür verantwortlich.

Während Friedrich Wilhelm III. wankelmütig Preußens Stellung Napoleon gegenüber schwächte, trat Prinz Louis Ferdinand energisch gemeinsam mit Persönlichkeiten wie Freiherr von Stein und G. von Scharnhorst für eine militärische Allianz mit Österreich und Russland gegen Frankreich ein. Als Preußen erfuhr, dass das zunächst unter preußischer Verwaltung stehende Hannover von Frankreich an das Vereinigte Königreich Großbritannien zurückgegeben werden sollte, eskalierte die Situation und Preußen mobilisierte seine Truppen. Die Schlachten bei Jena und Auerstedt 1806 folgten. Prinz Louis Ferdinand befehligte eine um das thüringische Saalfeld bezogene Vorhut, die die französischen Truppen unruhig machen sollte. In einem ersten Gefecht wurden die Preußen bei Saalfeld geschlagen, dabei fiel der Prinz am 10. Oktober 1806 in einem Reiterduell durch einen französischen Unteroffizier.

Links: von Theodor Fontane
Foto: Michael Neubauer

Rechts: Wöhlersdorf bei Saalfeld, 1823
Foto: Michael Neubauer

Sein Leichnam wurde zunächst in der Fürstengruft der Saalfelder Johanneskirche beigesetzt, wurde aber 1811 in die Hohenzollerngruft im Berliner Dom überführt. 1823 wurde bei Saalfeld ein Denkmal für ihn eingeweiht, das Karl Friedrich Schinkel und Christian Friedrich Tieck im Auftrag Prinz Louis Ferdinands Schwester Luise gefertigt hatten.

Der preußische Apoll
Prinz Louis Ferdinand (1772 – 1806)
10.05. bis 06.10.2019

Kunstgewerbemuseum
Schloss Köpenick
10785 Berlin
Schlossinsel

Eine Ausstellung des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Museen zu Berlin im Schloss Köpenick in Zusammenarbeit mit Musik in Brandenburgischen Schlössern e.V.

Es gibt ein ausführliches, begleitendes musikalisches Programm im Schloss Köpenick. Das Programm finden sie auf der Seite der Berliner Schlosskonzerte.