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Femme Fatale – Hamburger Kunsthalle

Blick – Macht – Gender
Hamburger Kunsthalle bis 10. April 2023

Femme fatale aus heutiger Sicht – Biologisches und soziales Geschlecht

Das Museum „Kunsthalle Hamburg“ beschert uns mit der Ausstellung „Femme fatale – Blick – Macht – Gender“ eine prickelnde Freude und zeigt damit Mut. Denn nicht umsonst betont der Kurator der Ausstellung Dr. Markus Bertsch in seinen einleitenden Worten:

„Das Stereotyp der erotisch-verführerischen und begehrenswerten Frau, die Männer in ihren Bann, aber letztendlich auch in ihr Unglück zieht, war lange von männlichen Blickmustern und einem binären Verständnis von Geschlecht geprägt. “
Presseinformation Kunsthalle Hamburg / 30. November 2022 

Und heute, stellen wir das „Binäre“ in Frage!

Femme fatale in der Kunsthalle Hamburg – eine Kunst, die gefällt

Vergessen wir das zunächst und stellen beim Betreten der Ausstellung ruhig das „Erotisch-Verführerische“, das „Begehrenswerte“ in den Vordergrund, um diesen Schatz an Exotischem genießen zu können. Noch gibt es sicher viele Hamburger Besucher, die das schöne, wohlgeformte, sinnliche, oft glorifizierte, aber nie vollständig Begriffene des weiblichen Körper sehen möchten. Und wieviele sind schon Anhänger von modernen Modeschöpfern wie Demna Gvasalia von Balenciaga oder Francesco Risso von Marne, die Frauen wie Männer und Männer wie Frauen anziehen. Lassen wir uns die Lust nicht verderben, zumal die Gemälde eines Carl Joseph Begas (1794–1854), Dante Gabriel Rossetti (1828–1882) Gustave Moreau (1826–1898), Lovis Corinth (1858–1925), Jeanne Mammen (1890–1976) oder Max Beckmann (1884 – 1950) und allen anderen ausgestellten Werken höchstes malerisches Kunsterlebnis garantieren.

Die Frau in der Kunst 

Die Lust an der Abbildung des menschlichen Körpers, sei es als Skulptur, Bild oder Fotografie kann man in der Kunst von der Gegenwart bis in die Antike zurückverfolgen. Dabei stand das weibliche Antlitz meist im Vordergrund. Und fast möchte ich behaupten, dass aus so manchem Madonnengesicht die Geliebte oder die Favoritin aus der Nachbarschaft eines Renaissancemalers schaut. Wie schön, wie natürlich, wie kann man es verstehen!
Frauen in der Gilde der Kunstmaler begegnet man in nennenswerter Zahl erst im Laufe des späten 19. Jahrhunderts. Wen wundert es also, dass in den Jahrhunderten auf den Gemälden Frauen in den verschiedensten Aufmachungen und Posen zu sehen sind, Männer waren ihre Schöpfer!

Aber selbst Frauen, selbstbewusst und aufstrebend mit Beginn des 20. Jahrhunderts, zeigten Interesse an erotisch akzentuierten Bildern. Ich denke beispielsweise an Charlotte Berend-Corinth (1880 – 1967). In einer glücklichen Ehe mit ihrem Mann Lovis Corinth lebend gestattete es ihr, Frauen und Männer aus Theater und Varietee in einer zum Teil frappierenden Freizügigkeit darzustellen. Stellvertretend seien die Lithographien mit Bildern der Tänzerin „Anita Berber“ aus dem Jahr 1919 genannt.

 

Femme fatale und der Symbolismus

Die in der Kunst zwischen 1860 und 1920 als Symbiose zwischen komplexer, vielschichtiger Sexualität und Gewalt vorherrschenden Themen waren entscheidend für die Schaffung „verhängnisvoller“ Frauenbilder. Biblische, mythologische und literarische Frauenfiguren waren die Vorbilder für die dämonisch erscheinenden Vamps oder begehrenswerten Verführerinnen. Der Symbolismus ebnete der „Femme fatale“ in der Kunstgeschichte entscheidend den Weg.

 

Femme fatale in der Sammlung
Beispiele aus den Kunstsammlungen

Bewegend, wie Gustave Moreau 1864 in seinem Bild „Ödipus und die Sphinx“ die Sphinx mit ängstlich beschwörendem Blick Ödipus die Frage nach dem „Menschen“ mit der Umschreibung:
„Am Morgen ist es vierfüßig, am Mittag ist es zweifüßig, am Abend ist es dreifüßig; doch gerade wenn es sich auf den meisten Füßen bewegt, sind seine Glieder am wenigsten kräftig und behende“ stellt.
aus „Die Sagen der Griechen und Römer“, Ensslin-Verlag 1994, S. 152

Oder brutaler, die biblische„Salome II“ des Impressionisten Lovis Corinth von 1899/1900. Salome fasziniert den jüdischen Herrscher Herodes durch ihre erotische Ausstrahlung. Sie tanzt vor dem besinnungslosen Herrscher, der verspricht, ihr jeden Wunsch dafür zu erfüllen, was immer es auch sei. Sie beugt sich dem Willen ihrer Mutter und verlangt den Kopf Johannes des Täufers auf einem silbernen Tablett.

Enge Kontakte zwischen den Symbolisten inspirierten sie zu ihren mystischen, teils frivolen Bildern. So besuchte Fernand Khnopff (1858 – 1921) Gustave Moreau (1826 . 1898) in Paris und den britischen Präraffaeliten Edward Burne-Jones (1833 – 1898) und Dante Gabriel Rossetti (1828 – 1882) in London.

… und heute?

Femme fatale heute? Antworten der Hamburger Kunstmeile

Mit den 1960iger Jahren wurden expressive Frauengestalten von den Künstlern aus ihrem Repertoire verbannt. Der Mythos um eine „Tödliche Frau“ war verrauscht und wurde abgelehnt.
Aber die Ausstellung widmet sich auch den heutigen Fragen, die bezüglich Geschlecht, Sexualität, #MeToo-Bewegung und dem einseitigen „männlichen Blick“ (male Gaze) auf die Frau in Gesellschaft und Kunst, diskutiert werden.

Inhalt und Begriff der „Femme fatale“ haben sich deutlich gewandelt.
Sie können gespannt sein.

Öffnungszeiten zur Kunsthalle
Dienstag–Sonntag
10–18 Uhr
Donnerstag
10–21 Uhr
Eintrittspreise
Normalpreis 16,- €
Gruppen 14,- €

Kontakt zum Besuch der Hamburger Kunsthalle
Ausstellungen, Sonderausstellungen, Sonderöffnungszeiten,
wann freier Eintritt, Gruppentickets, Rabatte und Führungen
unter

Tel. +49-(0)-40-428131-200
Mo-Fr  10-15 Uhr
e-mail: info[at]hamburger-kunsthalle.de

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