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Bild und Raum. CANDIDA HÖFER im Dialog mit der Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek


Ansicht der Ausstellung „Bild und Raum. Candida Höfer im Dialog mit der SammlungFotografie der Kunstbibliothek“ im Museum für Fotografie © IKS-Medienarchiv

Candida Höfer,
Porträt, © IKS-Medienarchiv

 Geb. 1944 in Eberswalde
Sie lebt und arbeitet in Köln

 

 

 

 

Anlässlich einer Ausstellung im Kunstmuseum „Städel“ in Frankfurt/Main im Jahr 2017 sagte Candida Höfer in einem Film zur Grundlage ihrer Ausbildung bei Hilla und Bernd Becher:

„„...aber das Gute war ja an der BECHER-Klasse, dass wir den Bernd Becher in dem Sinne nie als Lehrer als solchen wahrgenommen haben, also er war da und hat Anstösse gegeben und das was, was ich eben gelernt habe, das war für mich eine wichtige Zeit da zu sein, und zu dieser Zeit eben auch. Und, also ich würde sagen: SEHEN!“ “
https://sammlung.staedelmuseum.de/de/person/hoefer-candida

Sehen, Motive erkennen, sie in ein künstlerisches Bild zu transferrieren, das war das Gold, was ihnen die „Becher-Schule“ durch Bernd und Hilla Becher an der Kunstakademie in Düsseldorf  auf ihrem Weg zum künstlerischer Fotografen in die Wiege gelegt hatten. Candida Höfer gehörte zu dieser ersten Schülergeneration der legendären Düsseldorfer Photoschule, die eine ganze Generation deutscher Meisterfotografinnen und – fotografen hervorgebracht hat.

Schon vorher hatte Candida Höfer in einem Kölner Fotostudio hospitiert und studierte anschliessend an der Werkkunstschule Köln künstlerische Fotografie. Im Alter von 29 Jahren schrieb sie sich an der Kunstakademie Düsseldorf ein, zunächst für Film  bei Ole John, dann wechselt sie in die „Becher-Schule“ zur Fotografie. Zwischen den einzelnen Studienetappen war sie bereits als freie Fotografin tätig gewesen, schuf Serienaufnahmen deutscher Städte oder widmete ihre fotografische Aufmerksamkeit türkischen Gastarbeitern in der Kölner Südstadt.

Candida Höfer, Ethnographisches Museum Lissabon I 1989,
Farbpapier, © Candida Höfer / VG Bild-Kunst, Bonn 2021 

Der bevorzugte „leere“ Raum,
so fotografieren zu können, dafür
ist sie dankbar.

Das „richtige Sehen“ hatte sie verinnerlicht und ihr  Blick nahm bald eine ganz besondere Richtung ein. Sie begann und das bis heute, ihre Kamera auf menschenleere, öffentliche und halböffentliche Innenräume zu richten. Sie fotografiert Hotels, Museen, Theater, Hörsäle, Bibliotheken, Banken, Warteräume, Räume, die uns in ihrer Unversehrtheit ein Gefühl des Gewohnten, der Sicherheit, des Behaglichen geben, als würden sie in sich ruhen.

Sie sagt:

„Ich möchte etwas zeigen, das eigentlich nicht modern ist, etwas, das eine Langlebigkeit hat.“
Kunstforum International, B. 153, „Candida Höfer“ Interview durch Susanne Boecker

Candida Höfer, Wartesaal Düsseldorf III 1981, Farbpapier,
© Candida Höfer /VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Streng symmetrisch, Licht und Farben stimmen.
Nicht die wenigen Menschen stehen im Vordergrund, sondern der Sicherheit gewährende und einladende Blick in den Wartesaal.

Dirk Alvermann, Straßencafé, 1957-1962, Silbergelatinepapier,
© Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek 

Hier stehen die Menschen klar im Vordergrund als Beweis, wie kommunikativ ein Straßencafe
schon immer war.

Bei ihrer Wahl eines Motivs spielen Raumgrösse, Licht, die Farben des Raumes und natürlich das Interieur eine Rolle, viel weniger architektonische Details oder historische Gegebenheiten. Die auf sie wirkende Aura muss stimmen. Orte der Begegnung und Kommunikation, der Wahrnehmung, Orte mit kulturellem Hintergrund formt sie in der ihr eigenen Perspektive zu ganz natürlichen Bildern. Gerade dadurch aber erzeugt sie eine fühlbare Künstlichkeit, die die Aufmerksamkeit für das abgebildete Alltägliche erhöht.

Candida Höfer, Van Abbemuseum Eindhoven VI 2003, Farbpapier, © Candida Höfer / VG Bild-Kunst, Bonn 2021 

 

 

Klare symmetrische Bildaufteilung, wobei die konkreten Bücher ohne Bedeutung sind, die Gesamtatmosphäre des Bildes weckt Assoziationen zur Bibliothek, zum Lesen, zum Genuß eines Buches.

Eugène Atget, Hôtel du Marquis de Lagrange, 4 et 6 rue de Braque, 1901, Albuminpapier, © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek 

 

Wiedergabe einer wunderschönen Innenarchitektur

Bereits seit Mitte der 1970iger Jahre waren Arbeiten Candida Höfers auf zahlreichen Einzelausstellungen in Europa und Amerika zu sehen. Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen folgten, ihr Teilnahme an der Documenta 11 und der 50. Biennale in Venedig unterstreichen ihr internationales Ansehen.

Von 1997 bis 2000 arbeitete sie als Professorin für Fotografie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe.

Die Sonderausstellung im Berliner Museum für Fotografie eröffnet mit etwa 90 Werken einen breiten Querschnitt durch die Raumaufnahmen Candida Höfers von 1980 bis in die unmittelbare Gegenwart. Im Gegenüber mit Bildern aus der Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek erschließt sich die besondere Sicht Höfers auf ihre Bildmotive eindrücklich. Grundstock der umfangreichen Sammlung Fotografie bilden Architekturfotografien bedeutender Fotografen, aber auch Fotografien unbekannter Autoren. 

Königlich Preußische Messbildanstalt, Berlin, Neues Museum, Treppenhaus, um 1890, Silbergelatinepapier, © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek 

 

 

Auf die Frage „Stellen Sie Ihre Arbeiten gerne aus“, antwortete Candida Höfer:

„Ich finde es sehr spannend, meine Fotografien in verschiedenen Räumen zu sehen. Im Grunde genommen geschieht mit meinen Arbeiten in den Räumen und den Räumen selbst etwas, das dem zumindest gleicht, weshalb ich Räume fotografiere. “
Kunstforum International, B. 153, „Candida Höfer“ Interview durch Susanne Boecker

Staatliche Museen zu Berlin
Museum für Fotografie
Jebensstraße 2, 10623 Berlin
Eine Sonderausstellung der Kunstbibliothek 

Bild und Raum. Candida Höfer
im Dialog mit der Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek
25. März – 28. August 2022

Öffnungszeiten

Di + Mi 11 – 19 Uhr,
Do         11 – 20 Uhr
Fr – So 11 – 19 Uhr 

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln,