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Ausstellung »The Demon’s Brain« von Agnieszka Polska (Preisträgerin des Preises der Nationalgalerie 2017)

In Polen des 15. Jahrhunderts wird ein wertvoller Bodenschatz gefördert. Salz! Wälder müssen dafür gerodet werden, die Arbeit ist schwer, die Arbeitsbedingungen sind katastrophal. Agnieszka Polska findet dazu einen Briefwechsel, in denen die Arbeiter ihren Herrn auf die Missstände hinweisen (ausbleibender Lohn, lange Arbeitszeiten,  Krankheiten, nicht nachhaltige Abholzung) und Klärung fordern.

Agnieszka Polska
The Demon’s Brain, 2018
Mehrkanal-Videoinstallation, Filmstill
© Agnieszka Polska, Courtesy ZAK | BRANICKA, Berlin and OVERDUIN & CO., LA

„Tapferer Herr, unser geliebter Freund. Wir verstehen sehr wohl, was Ihr in Eurem Brief geschrieben habt – dass Ihr immer Versprechungen macht, wie es Eure Gewohnheit ist, und diese dann nie einhaltet. Dürfen wir Euch daran erinnern, dass Ihr nach dem Tod unseres sehr geliebten Elternteils Gelder zurückbehalten habt, die uns bereits so lange geschuldet werden [...]. Das hat uns gravierende Einbußen beschert, da wir – zu unserem größten Bedauern – gezwungen waren, unsere Besitztümer zu verkaufen. “
22.08.1457

Die Briefe werden durch einen Boten überbracht. Eine Schlüsselfigur! Er verliert sein Pferd, Träume peinigen ihn, ihm erscheint ein Dämon. Eindringlich, indem er Zukunftsszenarien kreiert, fordert er den Boten auf »Du kannst das ändern!« Der Brief wird von dem Boten nach qualvollen Überlegungen verbrannt! Er hat gehandelt.

Agnieszka Polska
The Demon’s Brain, 2018
Mehrkanal-Videoinstallation, Filmstill
© Agnieszka Polska, Courtesy ZAK | BRANICKA, Berlin and OVERDUIN & CO., LA

Agnieszka Polska
The Demon’s Brain, 2018
Mehrkanal-Videoinstallation, Filmstill
© Agnieszka Polska, Courtesy ZAK | BRANICKA, Berlin and OVERDUIN & CO., LA

Agnieszka Polska fragt, wo die Eigenverantwortung des Einzelnen in einer Gesellschaft beginnt und ob die Tat des Einzelnen Sinn hat. Wir stehen heute vor den gleichen Fragen: Umweltschäden, Klimawandel, Arbeitsmarkt – so viel hat sich nicht geändert.

Agnieszka Polska
The Demon’s Brain, 2018
Mehrkanal-Videoinstallation, Filmstill
© Agnieszka Polska, Courtesy ZAK | BRANICKA, Berlin and OVERDUIN & CO., LA

Dazu antworten Essays, die an der Textwand zwischen den historischen Briefen zu finden sind. Sie berühren die wirtschaftlichen, technologischen und ökologischen Themen, zeigen, dass aktives Handeln des Einzelnen im Austausch mit anderen, im Erkennen sich wiederholender Muster Möglichkeiten darstellen, die vermeintliche Wirkungslosigkeit  des Einzelnen zu überwinden.

Auf vier großen Leinwänden werden Szenen der beschriebenen Geschichte dargestellt,  die Szenen wiederholen sich und sind zueinander synchronisiert. Sich einprägende, tief unterschwellig laufende Rhythmen erzeugen ein einendes Raumgefühl, in das sich die markanten Ansagen des Dämons, das Getrappel des Schimmels und die kurzen Sätze des Boten infiltrieren. Die Textwand informiert über die historischen Grundlagen.

Agnieszka Polska (*1985 in Lublin, Polen) ist die 9. Preisträgerin des „Preises der Nationalgalerie“, der von den „Freunden der Nationalgalerie“ für zeitgenössische Kunst alle 2 Jahre vergeben wird. Die Auszeichnung beinhaltet die für den oder die junge*n Künstler*in wichtige Zusage einer Einzelausstellung in den Staatlichen Kunstsammlungen Berlins. Sie begann für Agnieszka Polska am 27. September 2018 im Hamburger Bahnhof.

Portrait Agnieszka Polska
© Agnieszka Polska

27.09.2018 – 03.03.2019

Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin
Staatliche Museen zu Berlin
Invalidenstraße 50-51 / 10557 Berlin

Di, Mi, Fr 10 bis 18:00 Uhr
Do 10 bis 20 Uhr
Sa, So 11 bis 18 Uhr
Mo geschlossen

Ein umfangreiches Bildungs- und Vermittlungsprogramm mit Führungen, Diskussionen und Gesprächen ergänzen die Ausstellung.

Information über service@smb.museum oder im Netz.